Bei näherer Betrachtung der beiden legendären Wiener Kinderballette des 19. Jahrhunderts fällt zumindest dreierlei auf. Als extrem negativ muss das heute als menschenunwürdig angesehene Desinteresse an Kindern vonseiten der Eltern gelten; zum zweiten stößt der verblüffend offene Umgang mit der ständig zutage tretenden Pädophilie ab. Im krassen Gegensatz dazu steht nachhaltig Positives: In den Choreografien für ihre Kinderensembles drangen nämlich beide, Friedrich Horschelt wie Josephine Weiß, zur Essenz des Bühnentanzes vor, indem sie den Tanz selbst thematisierten.
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Die facettenreiche Vielfalt der Juwelen, die Alfred Roller 1907 in seinem Ballett „Rübezahl“ in der Wiener Hofoper auftanzen ließ, stellt jene von George Balanchines Ballett „Jewels“ aus dem Jahr 1967 glatt in den Schatten. Denn zu den Smaragden, Rubinen und Diamanten aus dem Kaukasus – oder vielleicht doch von der New Yorker Fifth Avenue? – kommen Adulare, Topase, Amethyste, Opale, Saphire, Türkise, Granate und Berylle aus dem Riesengebirge – oder vielleicht doch vom ehemaligen k. u. k. Hof- und Kammerjuwelier Köchert am Wiener Neuen Markt?
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Im Juli 2019 waren in Wien Werke von ChoreografInnen zu sehen, die im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts zu Ikonen aufgestiegen waren. Nach Maurice Béjarts vom Tokyo Ballet in der Staatsoper getanztem „The Kabuki“ (1986) eröffnete TANZLIN.Z mit Johann Kresniks „Macbeth“ (1988) ImPulsTanz. Ebenda war auch Pina Bauschs „Masurca Fogo“ (1998) zu sehen. Gesellschaftspolitische Gegebenheiten, Geschmack und Ästhetik, Tänzer- und Zuschauerschaft haben sich seither entschieden geändert, ein erneutes Sehen dieser Werke war also von besonderem Interesse.
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In Riki Raabs unverzichtbarem „Biographischen Index des Wiener Opernballetts“ findet sich ein Eintrag, der leicht überlesen werden könnte. Im Stichwort „Elsa v. Strohlendorf“ – eine Tänzerin, die später als erste Primaballerina aus Wiener Schulung anerkannt wurde – heißt es am 1. März 1906: „1. x Pas de deux mit Carl Raimund“. Diese Notiz verleitet – im Zusammenwirken mit besonderen fotografischen Dokumenten – zur Spekulation, Mitglieder des Hofopernensembles hätten zu eigenen, international vielbeachteten Ausprägungen eines Pas de deux gefunden.
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Am 16. Juni 1869 ging mit dem vieraktigen Paul-Taglioni-Ballett „Sardanapal“ die erste Ballettaufführung im neuen Opernhaus am Ring über die Bühne. Bei einem Rückblick auf die vergangenen 150 Jahre kann das Ballettensemble mit einer Besonderheit aufwarten: In dieser Zeit waren gleich mehrere Familiendynastien tätig, die wie eine Klammer Raum und Zeit umspannen – die Familie Birkmeyer mit sechs dem Tanz verschriebenen Generationen, die Familie Fränzl mit fünf, der Raimund-Drapal-Musil-Clan mit vier, die Familie Dirtl mit zwei.
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Die Ausstellung „Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne“ im Theatermuseum Wien wirft einmal mehr die Frage nach der anhaltenden Wirkung dieser Tanzrichtung auf. Überlegungen dazu erübrigen sich in bestimmten Fällen insofern, als einige nunmehr um die hundert Jahre alten Vertreterinnen noch immer aktiv sind. Dass die Damen – obwohl sie ihre künstlerische Heimat anderswo fanden – in engstem Bezug zu Wien stehen, ist ebenso festzuhalten, wie ihre offensichtliche künstlerische Verwandtschaft mit einem heute erfolgreichen jungen Mann – Hofesh Shechter.
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Das Wien der Nachkriegszeit zeigte kein Interesse daran, jene, die 1938 vertrieben worden waren, wieder nach Hause zu holen oder gar mit deren einstigen Positionen zu betrauen. Die Tatsache, dass einigen ExilantInnen – wie etwa Gertrud Bodenwieser (1890 Wien – 1959 Sydney) – das Glück zuteil wurde, in ihrer neuen Heimat – im Fall Bodenwieser Australien – nicht nur geachtet zu werden, sondern auch ihre Lehre als Basis für dortige Entwicklungen weitergeben zu können, lässt das Wiener Verhalten keineswegs vergessen.
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Am 10. November 2018 tanzt das Wiener Staatsballett erstmals die von Manuel Legris erstellte Fassung des 1876 an der Pariser Oper uraufgeführten Léo-Delibes-Balletts „Sylvia, oder Die Nymphe der Diana“. Seine der französischen Aufführungstradition verpflichtete Edition gewinnt durch die Aufwertung der Rolle der Diana zusätzlichen Reiz. Im Folgenden sei auf die Trägerin der Titelrolle der schon 1877 an der Hofoper stattgefundenen Wiener Erstaufführung von „Sylvia“ – Bertha Linda – eingegangen.
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Es ist nicht nur die furiose, vor 50 Jahren entstandene Volksopernproduktion „West Side Story“, die in Wien an das kongeniale Künstlerduo Jerome Robbins/Leonard Bernstein denken lässt. Auch ein diesen Herren – sie wären beide heuer 100 Jahre alt geworden – Nahestehender bringt sich in Erinnerung, da er überaus kompetent Betrachtungen sowohl über den Choreografen als auch den Komponisten wie Ballettdirigenten anstellte: Edwin Denby. Dieser hatte sein „Analysebesteck“ in den Zwanzigerjahren unweit von Wien, in der Schule Hellerau-Laxenburg erhalten!