Wie Gefäße, deren Inneres an ihrer Außenhülle sichtbar wird: So wirken Marco Goeckes Bühnengeschöpfe. Wenn sie rasend rucken und zucken, im Stakkato gestikulieren und grimassieren, stellen sie nicht „Handlung“ dar, sondern Befindlichkeiten: Emotionale Zustände, psychische Zurichtungen. Aus diesem expressionistischen Prinzip der Gestaltung rührt das Singuläre des Goeckeschen Bewegungstheaters. Zugleich rühren daraus seine Begrenzungen, ästhetisch wie funktional. An diesen Grenzen scheitert Goeckes jüngstes, bejubeltes Werk.
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“Der große Wurf” wird bei einer Neuinterpretation klassischer Werke erwartet. Zu Recht, haben sich die Meisterwerke aus dem 19. Jahrhundert doch aufgrund ihrer nahezu perfekten Choreografien zu den großen musikalischen Werken der Ballettliteratur bis heute als Fixpunkt auf den Spielplänen gehalten. Selten gelingt eine neue Version ebenso überzeugend wie das Original, das im kollektiven Gedächtnis eingegraben ist. Und so ist es auch mit Martin Schläpfers „Dornröschen“.
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Die Wissenschaft sucht immer noch nach Beweisen. Im Kunstraum Theater jedoch, und im Internet sowieso, kann die Auferstehung von den Toten Wirklichkeit werden. Der 1995 verstorbene US-amerikanische Maler und Fernseh-Moderator Bob Ross, berühmt geworden durch seine mit künstlicher Afro-Frisur im TV gehaltenen Malkurse, entsteigt in „Hello World“ dem erd-gefüllten Sarg. Und die Frisur sitzt.
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Um Sehnsucht geht es ihr, und um die Liebe. Doch romantisch ist ihre Welt mitnichten. Statt dessen schickt Sharon Eyal ihre TänzerInnen in Konflikte, Paradoxien und Dichotomien. Ihr bereits 2017 uraufgeführtes Stück „Soul Chain“ kommt mit ungeheurer physischer und emotionaler Gewalt aus der Mitte des Seins, zielt in eben diese und kommt dort auch an. Das Festspielhaus war aus dem Häuschen!
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Als eintönige Endlos-Schleife zieht der Alltag, gehen Menschen am Fenster vorbei; draußen. Einzelne von ihnen – diese sind besonders deutlich sichtbar für das Publikum - treten wenig später ein: in die „Bar I0I“, werden Schritt für Schritt herausgeschält aus der Oberfläche ihrer Alltagsrolle, werden erkennbar in der einen oder anderen Schicht ihrer Individualität und den damit verbundenen Problemen und/oder Träumen:Vorweg drei scheinbar souveräne Mafiosi im Nadelstreif, die alsogleich dynamisch aggressiv um den ihnen (doch) zustehenden Platz kämpfen respektive tanzen.
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Der Tod ist wie das Sterben ein widerspenstiges Thema; so unterschiedlich der Umgang damit in Kulturen und Zeiten auch sein mag. Gegebenheiten und Möglichkeiten im Heute bieten sich nahezu an, räumliche und zeitliche Grenzen aufzulösen, ein imaginäres Zusammentreffen von vielem und vielen durchzuspielen – so, wie wir es nahezu selbstverständlich in der Realität unseres digital (immer mehr) dominierten Lebens erfahren.
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Am Ende schnitt sie sich die Haare ab! Die jüngsten Ereignisse im Iran geben dem neuen, dritten Stück einer Trilogie der iranisch-österreichischen Choreografin, Tänzerin und Forscherin Ulduz Ahmadzadeh und dem vom TQW veranstalteten, einwöchigen feministischen Kunst-Festival „Tashweesh“, in dessen Rahmen die Erstaufführung von „TARAB“ stattfand, eine bedrückende Aktualität. Uralter bis zeitgenössischer Tanz und iranische Trommel-Musik verbinden sich zu einem berauschenden Ganzen. Mit eingewobenem kulturkritischen Statement.