Den Tanz dort sprechen zu lassen, wo Worte fehlen: Dieses wunderbare Potential wurde für die Eröffnungsproduktion des Tanztheaterfestivals hochaktuell von sechs aus der Ukraine vor dem Krieg geflohenen Tänzerinnen genutzt. Und die den Grazern wohlbekannte tanztheatrale Sprache des russischen Choreografen Evgeny Kozlov erreichte unter diesen besonderen, diesen prekären Umständen, ganz besonders unmittelbar ihr Publikum. „Dance for Ukraine – RawwaЯ“: das optische und inhaltliche (raw- rau) Wortspiel im Titel weist darauf hin, dass dieses zerstörerische Phänomen ein vielschichtiges ist. Freilich eines, das in seiner Ursache und in seinem Ziel – der Zerstörung des Andersartigen - immer gleich ist.
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Und noch ein Corona-Stück! So möchte es einem, überdrüssig der sich ähnelnden Sujets, entfahren. Doch die französische Choreografin und Tänzerin Mathilde Monnier singt nicht mit im vielstimmigen Chor des in den letzten zwei Jahren vor allem viral so oft zu vernehmenden Jammers. Wir sollten nicht vergessen, was das Eingesperrtsein und die Isolation während der Lockdowns mit uns gemacht hat. Davon ist sie fest überzeugt. Ihre im ersten Corona-Sommer 2020 entstandene Arbeit „Records“ versucht Emotionen wie auf einer Schallplatte aufzuzeichnen.
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Künstlerische Forschung ist ein boomendes Feld und dieses Konglomerat aus Kunst und Wissenschaft bringt manchmal recht fragwürdige Projekte hervor. Ein solches ist die „Temple du présent – Solo pour octopus“ (Judith Zagury, Mathalie Küttel/Stefan Kaegl), deren filmische Bearbeitung im Volkstheater zu sehen war. Simon Mayer zeigte sein erfolgreiches Solo „SunbengSitting“ im Akademietheater und Anne Teresa De Keersmaeker bereitete auf eindrückliche Weise im Volkstheater mit ihre Compagnie Rosas und Amandine Beyer/Gli Incogniti Heinrich Ignaz Franz Bibers großartige Rosenkranzsonaten auf.
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„Klotzen, nicht kleckern“, ist die Devise, die Impulstanz zum größten zeitgenössischen Tanzfestival gemacht hat. Was sich einerseits in einem schier unüberschaubaren Wildwuchs an Programmen manifestiert, führt andererseits zu solch unvergesslichen Momenten wie die Eröffnungsproduktion mit dem Tanztheater Wuppertal. „Vollmond“ ist eines jener Werke von Pina Bausch, das den Tanz in den Mittelpunkt einer großartigen Inszenierung rückt.
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Im Feel-Good-Movie "Der Tanz ein Leben" von Cédric Klapisch hat die 26-jährige Élise alles, was zur erfolgreichen Karriere einer klassischen Ballerina gehört. Zudem ist sie beliebt und mit einem Tänzerkollegen liiert. Seit Kindesbeinen steht das Tanzen bei ihr an oberster Stelle. Ihr Vater aber (brillant empathielos: Comédie-Française-Schauspieler Denis Podalydès), der früh seine drei Töchter allein erziehen musste und für den nur die Literatur zur Kunst zählt, kann die Wahl, sich mit Haut und Haaren einem dermaßen vom Körper bestimmten Beruf zu verschreiben, kaum gutheißen.
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Das DOK.Fest München stellte drei Filme vor, die anzusehen sich lohnt: „1001 Nights apart“ von Sarvnaz Alambeigi entführt den Zuschauer in den Iran. Alain Platels Frage „Why we fight?“ gibt nicht nur seiner Dokumentation den Titel, sondern hat auch erstaunlich viel mit Gustav Mahler zu tun. Und Florian Heinzen-Ziob gelingt mit „Dancing Pina“ eine emotionale Reise in die kreative Welt des Wuppertaler Tanztheaters –zehn Jahre nach Bauschs Tod.
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Performative Kunst für Kinder und Jugendliche hat in Österreich zumeist keinen allzu großen Stellenwert. Welch Vielfalt und hohe Qualität diese aber tatsächlich haben kann sowie in zahlreichen Ländern auch vorzuweisen hat, das zeigte einmal mehr das internationale Theaterfestival für junges Publikum, spleen* graz, das zum 9.Mal - erstmals im Sommer und erstmals neun Tage lang soeben stattfand.