Das Beste an Stephan Herwigs 15. abendfüllender Produktion ist, dass hier alle Erwartungen aufgebrochen werden. Zum ersten Mal in seiner Karriere als Choreograf der freien Szene hat er mit vorgegebener Musik gearbeitet. Damit ist er in einen Formatkosmos eingetaucht, der an intime Liederabende oder die Anfänge des deutschen Ausdrucktanzes denken lässt. Allerdings klammert Herwig alles Gefühlige, jede emotionale Ebene oder auf Schaueffekte ausgelegen Tanz konsequent aus.
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In den ersten Monaten unter der neuen künstlerischen Leiterin Bettina Masuch wurde im Festspielhaus St. Pölten mehr denn je getanzt. Nach Sidi Larbi Cherkaoui und Sharon Eyal (tanz.at berichtete) kam mit Anne Teresa de Keersmaekers eine weitere Ikone zeitgenössischer Tanzkunst ins Haus. Mit ihren „Mozart / Concert Arias“ endete der Tanzreigen 2022 – nicht nur entsprechend der Jahreszeit – überaus stimmig. Davor gab es mit Oona Doherty ein durchaus fragwürdiges Experiment und mit der Groupe Acrobatique de Tanger lustvolle Akrobatik für die ganze Familie.
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Es ist eine interessante Überschreibung des seit der klassischen Antike unverwüstlichen Mythos von der Atriden-Tochter Iphigenie, die derzeit im TAG Theater an der Gumpendorfer Straße zu sehen ist. Angelika Messner inszenierte ihre eigene Textfassung entlang der Vorlage von J.W. von Goethe und fokussierte dabei auf das Motiv des „Opfers“ aus Gender-Perspektive. Wenn auch textlich bisweilen etwas platt, ist es ein schauspielerisch bravouröser Abend.
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Nachdem er unbeschwert über die altehrwürdigen Steintreppen der Neuen Galerie zum unten wartenden Publikum gehüpft war, eröffnete Alex Deutinger diesem, dass er nichts erklären, aber durch die Räume führen werde: durch die nach wie vor bestehende, zentrale Ausstellung des steirischen herbsts 22, „Ein Krieg in der Ferne“.
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Eine Lücke füllen – das wollte Stuttgarts Ballettintendant Tamas Detrich. Seit mehr als einem halben Jahrhundert gab es in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs keinen „Nussknacker“, einen der Ballettklassiker schlechthin. John Cranko hatte 1966 den letzten mit dem Stuttgarter Ballett auf die Bühne gebracht. Doch gespielt wurde das Stück kaum und auch nicht in Benesh-Notation aufgezeichnet – wie vieles andere von Cranko, das zu kennen wir uns glücklich schätzen dürfen.
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Zwischen (Alp)Traum, Ekstase und Rausch. Eigentlich ist alles in einer psychologischen Zwischenwelt angesiedelt. Ein Kunstgriff, mit dem es Karl Alfred Schreiner seinen vier Hauptfiguren, dem Publikum und sich selbst als Choreograf gar nicht so einfach macht. Dabei beginnt seine „Giselle“ sehr unmittelbar.
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Schade, dass Gioachino Rossinis „Diebische Elster“ so selten gespielt wird. Das kann weder an musikalischen noch dramaturgischen Schwächen liegen, auch wenn manche das so bewerten mögen. Tobias Kratzer inszenierte in naturalistischer Manier samt Vogelperspektive, und Antonino Fogliani leitete das RSO Wien beherzt im Bemühen, der schlechten Akustik der Halle E als Ausweichquartier zu trotzen.