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Mandl Imove5 iconNatürlich soll man auf seinen Körper hören. Aber, im fortgeschrittenen Leben, wird aus dem frischfröhlichen Dialog zwischen Leib und Seele ein ziemlich fader Monolog, gehalten von Körperteilen. Ähnlich den bedauernswerten Menschen mit unbehandelten Depressionen, drehen sich die jammervollen Muskeln und Knöchelchen in ihrer erzählerischen Dauerschleife: Es drückt und quetscht, zwickt und zwackt. Es hinkt und knickt. Allein finden sie nicht aus dem Schlamassel. 

Ich habe mir angewöhnt, die Monologisierenden sehr schroff zu unterbrechen. „Wir sind weder Ärzt:in noch Doktor:in Google, und dass das Leben ein Jammertal ist, wissen wir auch schon seit dem Alten Testament“, herrsche ich sie dann an.

Eine gesunde Mischung aus Ignoranz und Observanz empfehle ich jenen Älteren, die mehr als nur ihre Sonntagsrunde auf der Promenade drehen möchten. Vor längerem – ich war schon gedanklich in Vollnarkose auf dem Seziertisch – tat ein Muskelfasereinriss sehr weh. Als Erstmaßnahme hinkte ich in die Apotheke, woselbst ich eine sehr, sehr kluge Frau Apothekerin mit niedrigem Empathiepegel antraf: „Tun’s einfach nix und vergessen Sie’s!“ war ihre rezeptfreie Expertise. Nach einer Woche war ich geheilt.

Klar geht es nicht immer ohne: Als mir der verehrungswürdige Ko Murobushi, Gott hab ihn selig, die Hardcore-Form des Butoh anerzogen hatte, mussten mir danach beide Achillessehnen vom – in jeder Hinsicht – größten aller Unfallchirurgen (ca. 1,95 m), Christian Fialka, repariert werden.

Viel zu spät, aber immerhin noch am Leben, überlasse ich den Dialog mit meinem bewegungsfreudigen Leib einer jungen Dame namens Petra, Physiotherapeutin im physio 22. Während ich fast immer ein schönes Problem liefere, hat sie – immer – die passende Lösung. Die Sprunggelenke? – „Drei mal pro Woche diese Übungen!“ – Hinfallen? „Zerleg die Bewegung!“ – Petra heißt mit dem Familiennamen Hell, was mit „hell, wie licht bringend“, oder „hell, wie der gleichnamige Höllenengel“, wortspielerisch gedeutet werden kann.

Schöne Grüße an Ihr Knie, und überlassen Sie die Plauderei mit ihm am besten den lichtbringenden Engeln.

Christoph Mandl hat sich im reifen Alter entschlossen, eine Tanzausbildung im System Rosalia Chladek zu machen, über die er in der  tanz.at-Serie „I, move“ schreibt.

Demnächst: Mann.

Zuvor: I, Move (4): Bewegung bewegt