Kinder spielen für Kinder (ab 8) in Bert Gstettners Tanz*Hotel Produktion „Wilde Welten“. Ein ernsthafter Spaß für die Mitwirkenden des T*H Kinderensembles, reines Vergnügen für das Publikum ist dieses Musik-Tanz-Theater, das auf Grundlage des Bilderbuches „Where the Wild Things Are“ von Maurice Sendak, einem Klassiker der Kinderliteratur, entstand.
Bereits 2015 hat Gstettner diesen Stoff umgesetzt, damals hieß das Stück noch „Wild Things“. Bei der nunmehr überarbeiteten Version "Wilde Welten" ist aus Max eine Maxie geworden, die sich aber nicht weniger entschlossen in der Welt der wilden Kerle durchsetzt. Nachdem sie von ihren FreundInnen gemobbt und von ihren Eltern hungrig ins Bett geschickt wurde (1963, als das Buch erschien, war das noch vertretbar) begibt sich Maxie auf eine Fantasiereise und landet mit ihrem Segelschiff in einem Land voll wunderlicher Kreaturen (Kostümbild: Hanna Adlaoui-Mayerl, Masken: Devi Saha).
Sie verschafft sich ihren Respekt, lässt sich von ihnen zur Königin krönen und kann sie nun nach Belieben herumkommandieren. Maxie nützt ihre Machtposition nicht über Gebühr aus, sondern gesellt sich als Gefährtin zu ihren „Untertanen“. Und doch ist es auch in der neuen, wilden Welt nicht viel anders als in der alten: Maxie erfährt Zuneigung und fühlt sich im nächsten Moment wieder ganz allein gelassen. Schließlich setzt sich die Sehnsucht nach Zuhause durch und, begleitet von ihren neuen Freunden, segelt sie in ihr vertrautes Bett, wo schon ein Essen auf sie wartet.
Bert Gstettner setzt diese Geschichte in 8 Szenen als Musik-Tanz-Theater um. Sprache und Bewegung werden in rhythmischen Clustern choreografiert (komponiert und begleitet von Igor Gross) und mit einigen Urban Dance Sequenzen (mit Break Dance Kunststückerln) garniert. Der Regisseur nimmt also durchaus Rücksicht auf die Vorlieben seiner jungen TänzerInnen ohne sich jedoch von ihnen bestimmen zu lassen. Denn der Fokus liegt auf der Bühnenpräsenz der Kinder, und sie sind es, die diese Performance so spannend machen. Ob sie Rhythmen stampfen, tanzen oder im Chor sprechen, diese Kinder-Community trägt das Geschehen. Sie sind sich dieser Aufgabe durchaus bewusst und stellen sich mit spürbarer Begeisterung der Herausforderung. Die beiden erwachsenen TänzerInnen bleiben im Hintergrund und agieren quasi als AssistentInnen der jungen DarstellerInnen.
Klar, nach etwa einer Stunde wird der jüngste unter ihnen schon etwas müde – vielleicht aber nur, weil er sich zuvor so ganz besonders ins Zeug gelegt hat. Geschenkt auch, dass die eine oder andere Neuordnung der Bühnenrequisiten nicht ganz stringent geplant und durchgeführt wird. Bei „Wilden Welten“ möchte ich gerne wieder Kind sein, denn eines scheint gewiss: dieses Spiel ist für die jungen DarstellerInnen wohl eine Erfahrung fürs Leben. Das Publikum lachte und weinte dabei mit ihnen.
Bert Gstettner / T*H Kinderensemble: „Wilde Welten“ am 9. Februar 2019. Weitere Vorstellungen täglich bis 13. Februar. 3., 4. und 6. Juni 2019 im Dschungel Wien