Das Clever Team macht sich auf nach „Clever Dreamland“, wo richtige Männer überlebenswichtige (?) Entscheidungen treffen. Sie schleppen den zwischen Leben und Tod schwebenden (Soldaten-)Freund durch die Gegend und stoßen laute Kampfrufe aus. Anzunehmen, dass das komisch gemeint waren, doch das Lachen blieb aus. Radek Hewelt und Filip Szatarski brachten diese Macho-Allüren out of context mit distanzlosem Bierernst auf die Bühne.
Im ersten Teil wuchtet der eine den anderen über die Bühne, unternimmt Belebungsversuche, scheitert einmal, reüssiert ein anderes Mal, rackert sich weiter ab, hievt den schweren Partner auf den Rücken, schafft ein paar Schritte mit der schweren Last, bricht zusammen, stöhnt, ächzt und brummt dabei – nur nicht aufgeben. Hollywood hat dafür ja einiges an Vorlagen geliefert.
Endzeitstimmung: Auf einem Video brennt die Palmenstrandidylle ab, auf einem anderen werden die Menschen im Schnee begraben. Diese Visuals sind die Highlights in einer Performance, die nicht weiß, wohin sie soll. Zur Liebe – mit dem pathetischen Hinweis, dass es ja unser aller letzte Stunde sein könnte? Zum Kampf bis auf den letzten Blutstropfen (mit dem Foto einer Riesenarmee auf dem Weg zur Schlacht im Hintergrund)? In die Wildnis mit Bären- und Tigermaske?
Bemerkenswert bleiben die Kostüme von Sabile Rasiti und die Musik von Alexander Nantschev. Schade, dass es zu diesen Ingredienzien keinen nennenswerten Content gab. Hewelt und Szatarski erlagen der Faszination des epischen Heldentums ohne es zu kommentieren. Etwas befremdlich in Zeiten des aufstrebenden (misogynen) „alpha male“ – selbst dann, wenn die Performance im kleinen Studio Arbeitsplatz in Wien Floridsdorf unter die Kategorie „Sharing mit Freunden“ rangieren kann.
Clever Team/ Radek Hewelt & Filip Szatarski "Clever Dreamland" am 17. November im Arbeitsplatz Wien. Weitere Vorstellungen am 18. und 19. November 2016