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Diniz„Faszination Spitzentanz“ lautete der Untertitel der zweiten Veranstaltung dieser dreiteiligen Reihe "ABC des Tanzes", in der seit Beginn dieser Saison am Grazer Opernhaus als Ballettchef verantwortliche Jörg Weinöhl seinem Publikum tiefere Einblicke in diese Form des Tanzes und in die Arbeit einer Compagnie anbietet – eine Möglichkeit der Wissenserweiterung, die von vielen angenommen wird.

Die besten Reihen des Zuschauerraums der Studiobühne füllten sich schon eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Beginn: um eine gute Sicht zu haben und weil auch dieses Mal das Warming up mit Exercises an der Stange bereits im Gange war.

Der eigentliche Programmeinstieg erfolgte durch drei Eleven der Opernballettschule. Einerseits, weil der neue Direktor eine engere Zusammenarbeit der Compagnie mit dem Nachwuchs beabsichtigt und andererseits, weil er von diesen Dreien eine grundlegende Bewegung zeigen ließ, um die damit verbundene Schwierigkeit bewusst zu machen: das „Auf-die-Spitze-Kommen“. Das, was letztlich erreicht werden soll und mit dem in Verbindung steht, was in den kurzen Interviews mit den Nachwuchstänzerinnen auch als Faszination des Balletts angegeben wurde: das Gefühl zu schweben. Dass die Illusion des Schwebens auch für den Zuseher von zentraler Bedeutung ist, wurde anhand von zwei historischen Filmaufnahmen mit einer der Größen des romantischen Balletts, mit Anna Pawlowa, verdeutlicht: berührende Dokumente und gleichzeitig solche der Entwicklung, die es seit den 30er Jahren des 19.Jahrhunderts bis heute gab.
 
Der „Werkstattbesuch“, wie Weinöhl die folgende Abfolge von kurzen klassischen Variationen dreier Tänzerinnen treffend bezeichnete, ließ gut erkennen, was er selbst mit einer Vorführung in der Wiener Hofreitschule verglich: Das Phänomen exakter Beinarbeit und diese im Kontrast zu dem, was Tänzer an freiem Bewegungsfluss mit dem Oberkörper und den Armen leisten: Qualitätsunterschiede wurden dabei durch die Vorführung der drei Tänzerinnen Emily Grieshaber, Astrid Julen und Barbara Flora ebenso offensichtlich wie die hohen Anforderungen an die Tänzerinnen: Der harten Realität des Ballett-Trainings entsprechend wurde durch kleine, geduldige Korrekturen der Ballettmeisterin Jaione Zabala sowie durch die von ihr gezeigten korrekten Bewegungen realitätsnah an Verbesserungen gearbeitet – coram publico, was zweifellos eine zusätzliche Herausforderung an die Tänzerinnen darstellt und der Anerkennung gebührt.

Gemäß der grundsätzlich historisch angelegten Blitzreise durch die Ballettgeschichte wurde vor dem abschließenden, klassischen Soloauschnit, den Bruna Diniz Alfonsos tanzte, noch ein Beispiel heutigen Balletts anhand einer Bewegungssequenz à la Forsythes von Clara Pascual Marti präsentiert. Weinöhls kurze Erklärungen zum Neuen in diesen Bewegungen sowie wiederum die Korrekturen an der konkreten Durchführung boten dem aufmerksamen Zuseher wiederum – wie das Programm insgesamt – eine wertvolle Hilfe zu einem größeren Verständnis der Kunst des Balletts. 

„Faszination Spitzentanz“, 13. Jänner 2016; Studiobühne des Grazer Opernhauses

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