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sidebysidetrackedDas Duo Dominik Grünbühel und Luke Baio spielt wieder Tech-Wizards. Dutzende Kameras, Toneffekte und live Aktionen erschaffen in ihrem neuen Stück Parallelwelten, loten reale und viruelle Räume aus – eine Herausforderung für die Performer. Ihre Tricks gehen allerdings nur auf, wenn auch die Zuseher mitspielen: Bei dieser raffinierten Art der (mentalen) Publikumsbeteiligung müssen sie von einer Wahrnehmungs- und Interpretationsebene zur anderen wechseln. Dann wird aus „side by sidetracked“ ein veritabler Krimi.

Der Aktionsraum im Studio des Tanzquartier Wien liegt im Dunkeln. Wir hören einen Text (Stimme: Stephanie Cumming), eine Art Filmkommentar für Sehbehinderte und die dazu passenden Geräusche (ein Papierhaufen wird geschlichtet, eine Nummer gewählt, eine Schublade geöffnet, Whisky in ein Glas gegossen und getrunken). Das Wahlscheibentelefon sowie die Kostüme (Pyjama und Morgenmantel), aber auch der Plot dieser Szene evozieren die 1950er Jahre. Dieses Versatzstück von etwa fünf Minuten wird nun auf unterschiedliche Art und Weise systematisch ausgeschlachtet: Zur ersten Bühnendarstellung ist der Kommentar noch hörbar, danach werden die Aktionen ausschnittweise auf Video gespiegelt. In einer weiteren Szene kommt Bass und Gitarrebegleitung der beiden Performer hinzu. Das ganze wird rückwärts gespult, „von außen“ gefilmt, bis sich diese Anfangssequenz zu einer Geschichte von Bedrohung, Flucht und Verfolgung verdichtet.

Grünbühel und Baio haben offensichtlich Spaß am Tüfteln. Wie in verangegangenen Produktionen (zum Beispiel "ohne nix", "shoot me") muss das Duo auch in „side by sidetracked“ akribisch genau agieren, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Das gelang bei der Premiere nicht immer. Da war die eine oder andere Aktion schon einmal etwas asynchron zum Ton, waren Bewegungen nicht exakt im richtigen Winkel zur Kamera. Doch die Performer überspielen solche „Pannen“ mit entwaffnendem Charme, grinsen einander an – und weiter geht’s. Noch können sich die beiden um die Zwänge des Theaterbetriebs herumschwindeln. Mit ihrer sympathischen Furchtlosigkeit vor dem Scheitern verorten sie das Stück in dem informellen Rahmen, in dem es als technologisch-performatives Experiment stattfindet. Kein großes Theater, dafür unprätentiös und unterhaltsam im besten Sinne.

Dominik Grünbühel + Luke Baio „side by sidetracked“, Uraufführung am 8. Jänner 2016 im Tanzquartier Wien. Nächste Vorstellung am 9. Jänner

 

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