In ihrer Tanztheaterproduktion „Wunderjahre“ begibt sich motschnik – Verein für feine Kunst auf eine poetische Spurensuche nach der möglichen Zukunft. Zwei Kinder stellen Fragen an ihr erwachsenes Ich, überzeugend gespielt von den Kinder Zahra Jasmin Haller und Laura Biz.
Die siebenjährige Zahra Jasmin Haller zeigt mit dem Finger auf das Publikum und gibt den Zusehern ein beliebiges Alter. Später wird sie verlautbaren, warum welches Alter am Besten ist: 8, weil man dann schon alles darf. 30, weil man dann schon drei Kinder ha. 40, weil man dann der Boss ist und alle herumkommandieren kann. 60, weil man dann nicht mehr arbeiten muss. 100, weil man dann schon sehr lang gelebt hat und dafür in die Zeitung kommt … Als Spielleiterin initiert Zahra Wettspiele zwischen der Erwachsenen (Marieke Breyne) und dem Kind (Laura Biz). Die meiste Zeit aber wird sie sich mit den bunten Konfettis beschäftigen, die zu ihrem Vergnügen massenhaft auf sie herabregnen.
Parallel dazu begegnet die Erwachsene ihrem Kind und das Kind seinem Erwachsenen. In der Regie stellt Melika Ramic ist diese Beziehung mit zärtlicher, auch humorvoller Poesie dar – für das Publikum ab sieben eine beruhigende, liebevolle Sicht auf die Kindheit und ihre Erwartungshaltung ans Erwachsenwerden. Die „kostbare Zeit der Kindheit“ wird durch vorwiegend klischeehafte Aktionen skizziert – etwa wenn Laura kreischend Fangen spielt, oder Marieke ihr Turntrikot aus Kindertagen anzieht und damit versucht, sich in die Vergangenheit zu versetzen; oder wenn eine Glitzerpalme, die Cocktails ziert, höchstes Kinderglück hervorruft … Die Gegenüberstellung von Kinder- und Erwachsenenperspektiven ist jedoch das ungleich spannendere Thema, aus dem viel, viel mehr herauszuholen wäre. In „Wunderjahre“ bleibt sie auf einer gefälligen Oberfläche.
Motschnik – Verein für feine Kunst: „Wunderjahre“, Premiere am 15. Jänner im Dschungel Wien. Weiter Vorstelllungen: 16. bis 19. Jänner