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KurdianLiebes- und Science-Fiction Musical “1999“. Gérald Kurdian kocht sein Wiener Publikum zu später Stunde im Brut Konzerthaus gehörig ein. Der Master of Ceremonies nimmt alle verfügbaren Parts selbst in die Hand: Er komponiert live, performt und singt leidenschaftlich, filmt und schneidet Bilder zu Film-Grotesken zusammen – und wickelt ganz nebenbei sein Publikum gekonnt um den Finger.

Mit einem einführenden, mit wunderbarer Schmelze-Stimme gesungenen Chanson wird das Publikum erst mal eingelullt und in Bann gezogen, um es zugleich wieder in die Realität zurück zu holen. Licht an, der Künstler will nicht nur gesehen werden, er will auch alle sehen! Er erklärt seinen Plan: Er möchte ein Science-Fiction-Musical drehen, eine B-Movie-Version der Star Trek-Filme. Da er gehört habe, dass sich im Zuschauerraum „contemporary artists“ befinden, bezieht er diese bei seinem Vorhaben mit ein. Falls sich auch ein professioneller Kurator unter den Zuschauern befindet, so sei er natürlich nicht abgeneigt, normalerweise performt er eher in Garagen ...

Man darf nicht alles auf die Waagschale legen, was er so sagt, bei allem Understatement hat Kurdian das Chaos aus Ton und Bilderschnipseln – und das Publikum - meisterlich im Griff. Ein Soundtechniker, Adrien Gentizon, unterstützt ihn dabei und scheint immer zu ahnen, was er ganz spontan vorhat zu tun. Angeblich hat Kurdian die Videokamera vom Theater geborgt, mit der er jetzt ein paar Ideen und Bilder zu seinem Film zusammenfügt. Der erste Schauplatz wird projiziert: ein Haus aus der erweiterten Vogelperspektive, aus dem All. Ein Zoom bringt uns näher, es ist ein wackeliges Schrumpel-(Karten?)-Haus, vor dem seine, so erzählt er, rothaarige, rundliche Heroine singen wird. Vorerst wird die Szene natürlich dargestellt und gesungen von Kurdian, der schütteres, kurzes Haar hat, aber singt, als er hätte er rote, lange Haare. Der Held ist der Heldin abhanden gekommen (er ist irgendwo unterwegs im All).

Irgendwann dämmert einem, nach großartigen Liedern in denen er Phrasen und Geräusche einspielt, sie vervielfältigt und mit immer mehr Phrasen live erweitert: All der geniale Schrott nebenher, die Strand-Meer-Palme-Fototapete in sattem 70-er Jahre Meeresblau, der zwitschernde Plastik-Vogel, das Plastik-Mini-Raumfahrzeug, die abgefilmte Mini-Erde, all das ist - zugegebenermaßen ziemlich witzige - Staffage für seine Lieder und seinen Charme, mit dem Publikum spontan zu flirten – angenehm ungezwungen und erfrischend.

Gérald Kurdian, „1999“, 12. März 2013, Brut im Konzerthaus, www.brut-wien.at