Wen juckt das denn heute überhaupt noch? Jules Vernes Science Fiction Roman aus dem Jahr 1873 ist doch meilenweit von der Realität überholt worden. An der Jungen Burg zeigt Regisseurin Annette Raffalt, wie dieser Stoff auch heutzutage zündet. Sie hat sich ganz auf eine kindliche Fantasiewelt eingelassen und den Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“ als bunt-fröhliches Musical inszeniert.
Phileas Fogg und die Gentlemen seines Herrenclubs wollen es wissen: Kann man in 80 Tagen die Welt umrunden? Eine Wette wird abgeschlossen, und Fogg – ein penibler, cooler Engländer mit der stiff upper lip (Peter Knaack) – und sein Diener Passepartout, ein sympathischer französischer Filou (Sven Dolinski), starten kurzentschlossen ihre Weltreise in einem Ballon. Die Länder, die sie überfliegen, werden in rasanter Abfolge mit Tanzeinlagen und kurzen Sketches portraitiert, bis zu ihrer Landung in Ägypten, von wo ein Boot sie nach Indien bringen wird. Dort taucht auch der gewiefte Detektiv, Mr. Fix (André Meyer), auf, der Fogg verhaften will, da er ihn für einen Bankräuber hält. Nach Indien, wo Fogg und Passepartout die Prinzessin Oanda (Liliane Amuat) retten, kommen sie über China nach Amerika. Dort geht es weiter mit der transamerikanischen Eisenbahn, die von einem Kampf zwischen Cowboys und Indianern (eh klar!) unterbrochen wird. Schließlich kommt die Gruppe nach New York und schafft es von dort zeitgerecht nach London zurück, wo Fogg prompt verhaftet wird. Natürlich löst sich in diesem bezaubernden Märchen aber alles in Wohlgefallen auf, Fogg gewinnt seine Wette und heiratet die schöne indische Prinzessin.
Peter Raffalt hat Jules Vernes Roman pfiffig dramatisiert und hat in dieses Kindertheater auch so manchen Gag für die erwachsenen Begleitpersonen eingebaut.
Annette Raffalt hat die Geschichte plakativ und gleichzeitig raffiniert in Szene gesetzt. Die knapp zweieinhalb Stunden, in denen sie mit Spiel, Tanz und Gesang auf der Bühne erzählt wird, verfliegen im Nu, und auch die jungen Zuseher werden des Schauens nicht müde. Die wirkungsvolle Ausstattung von Bernhard Kleber und die farbenprächtigen Kostüme von Ele Bleffert sorgen für eine abwechslungsreiche Optik, die Musik von Parviz Mir-Ali gibt zügig den Rhythmus vor.
Nicht nur das Publikum, sondern auch die Mitwirkenden scheinen bei dieser Revue Spaß zu haben, denn die engagierten SchauspielerInnen (besonders köstlich auch Daniel Jesch in einer Dreifachbesetzung als Mr. Stuart, als Gondoliere und Indianerhäuptling), die famose Tänzertruppe und die TeilnehmerInnen des TheaterJahrs sind aufgekratzt und animiert und spielen ihre Rollen durchwegs überzeugend.
„In 80 Tagen um die Welt“, Burgtheater, gesehene Vorstellung am 21. November 2012, weitere Vorstellungen am 2., 6., 15., 23. und 26. Dezember 2012