Schon im letzten Jahr hat dieser „Don Quixote“ in der Fassung von Rudolf Nurejew das Wiener Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Dass dieser Erfolg noch eine Steigerung erfahren kann, hat man bei der nunmehrigen Wiederaufnahme erlebt, und zwar auf beiden Seiten – sowohl bei den TänzerInnen des Wiener Staatsballetts als auch beim Publikum.
Als Kitri und Basil sind Maria Yakovleva und Denys Cherevychko mittlerweile so blendend aufeinander eingespielt, dass sie sich so manchen Gag erlauben – eine Drehung mehr hier, deftiger der wütende Schlag mit dem Fächer dort - und noch mehr Virtuosität zeigen – etwa, wenn Yakovleva ihre Abschlussposen auf Spitze unendlich lange hält oder Cherevychko mit seinen weiten Sprüngen ausgelassen über die Bühne fegt. Nun wird die Geschichte des jugendlichen Paares, das seine Liebe mit Witz und Charme gegen alle Hindernisse verteidigt, mit einer Ausgelassenheit und Natürlichkeit erzählt, dass es eine wahre Freude ist.
Genauso überzeugend agieren auch die SolistInnen Thomas Mayerhofer, Christoph Wenzel, Ketevan Papava, Eno Peci, Olga Esina, Rui Tamai, Mihail Sosnovshi und Prisca Zeisel sowie das gesamte Ensemble. Temperament pur ebenso beim Orchester unter der Leitung von Kevin Rhodes, sodass beim Finale sogar die Komparsen am Bühnenrand zum Mitshaken animiert wurden - eine Stimmung beinahe wie beim Rockkonzert. Die tänzerische und musikalische Glanzleistung tröstet allemal über die altmodische Ausstattung mit ihren gewagten Farbkombinationen vergessen.
Wiener Staatsballett „Don Quixote“ am 23. Mai 2012 in der Wiener Staatsoper
Weitere Vorstellung am 28. Mai, 2. und 7. Juni 2012