Eine Hymne an das Leben, das sind Beethovens „Sinfonia Eroica“ und Michèle Anne de Meys Choreografie gleichermaßen. Huldigte der Komponist mit seiner Symphonie Anfang des 19. Jahrhunderts Napoleon und seinen Ideen der Freiheit, so zelebriert die belgische Choreografin auf der Bühne die alltäglichen Helden.
Das Stück, das sie 1990 choreografierte und 2006 wieder aufgenommen hat, ist nicht nur eine Synthese des Tanzes der letzten 20 Jahre, sondern ein Paradebeispiel für die Zeitlosigkeit klassischer Musik im heutigen Kontext.
Zu Mozarts Ouvertüre von „Bastien und Bastienne“ (dessen Thema auch in Beethovens Symphonie auftaucht) etablieren die TänzerInnen einen informelle Ort für ihr Spiel - ungezwungen und unkompliziert finden hier in den nächsten 90 Minuten zu Beethovens Symphonie Nr. 3 Begegnungen statt und entwickeln sich Beziehungen mit emotionalem Tiefgang. Dem Pathos der Musik setzt die Choreografie spielerisch-heitere und nachdenkliche Momente gegenüber. Eine Hängerutsche ist Symbol für die Mutprobe, manche der TänzerInnen wagen den Abschwung erst nach einigen Ansätzen. Die Eroica Klaviervariationen begleiten Soloeinlagen, in denen sich die TänzerInnen mit ihren Spezialitäten als Ballerina oder Breakdancer in Pose werfen.
In Paarkonstellationen bleibt bei drei Männer und vier Mädchen immer eine draußen. Aus diesem asymmetrischen Spannungsverhältnis gewinnt die Choreografie ihre emotionale Kraft - wie beiläufig entfalten sich die alltäglichen Liebesdramen. Michèle Anne de Mey findet auch hier versöhnliche Lösungen. Sie selbst spricht von „magischer Unschuld und Leichtigkeit“.
Die Szenen sind lose aneinandergereiht. Man sieht den spielerischen Begegnungen und Situationen nicht an, dass sie aufgrund einer strikt festgelegten Choreografie passieren und nicht improvisierter Zufall sind.
Diese kulminiert am Ende in der berühmten Wasserschlacht, in der die TänzerInnen einander Wasser aus Eimern überschütten und auf dem glitschigen Boden zu Beethovens Finale eine lustvolle Rutschpartie veranstalten.
„Sinfonia Eroica“ ist auch zwanzig Jahre nach ihrem Entstehen ein frisches, jugendliches Werk. Das liegt auch an dem Ensemble junger TänzerInnen, dem nicht anzusehen ist, dass einige von ihnen das Stück erstmals in Innsbruck getanzt haben. Die Compagnie wirkt wie ein lange eingespieltes Team und bescherte dem Publikum ein besinnlichen und im besten Wortsinn unterhaltendes Ostergeschenk.
Das Osterfestival Tirol hätte keine bessere Abschlussaufführung für den Ostersonntag wählen können.
Ein Oster-Feuerwerk des Lebens
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