Der Tänzer liegt auf der Bühne. Als er sich jäh wie aus dem Tiefschlaf aufrichtet, torkelt er noch benommen. Doch ganz schnell rafft er seine Energie zusammen und sie entlädt sich in einem fabelhaften Zapateado. Fulminant beginnt Juan Carlos Lérida seine Geschichte über das Leben.
Zwischen Tanztheater und Flamenco-Virtuosität verkörpert der spanische Tänzer in seinem Stück „Al Toque“ im Dialog mit seinen kongenialen MusikerInnen Marta Robles und José Luis Rodriguez Momente des Alltags – der Sexualität, der Liebe, der Einsamkeit und des Todes. Am Ende wird er wie tot auf der Bühne liegen, das Gesicht mit dem Sakko bedeckt.
Das musikalische Spektrum – von Bach bis zu atonalen Klängen - ist dabei ebenso reich wie Léridas Körpersprache. Er ist nicht nur ein ausgezeichneter Flamenco-Tänzer, sondern hat seinen Körper auch in anderen, zeitgenössischen Techniken trainiert, ihn durchlässig, weich und geschmeidig gemacht. Das Ergebnis ist ein interessanter Stilmix, ein Experiment und ein sehr persönlicher, expressiver Zugang zum Flamenco. Frei von Kitsch und Pathos versucht Lérida, zur Essenz des Tanzes vorzudringen.
Dennoch sind bei allem Neuen die Wurzeln des spanischen Tanzes immer deutlich sichtbar, ist die Verbindung des Flamenco zum Stierkampf in Posen und Körperhaltungen klar erkennbar. Auch wenn Lérida also die traditionellen Linien verlässt, bleibt er dem Flamenco zutiefst verbunden. Diese Mischung macht die Suche nach seinem eigenen künstlerischen Weg macht den Flamenco Contempóraneo à la Lérida so besonders interessant.
Nicht enden wollender Jubel des faszinierten Publikums bei der Uraufführung n Wien.
Juan Carlos Lérida: AL TOQUE, Uraufführung am 17. August 2010 im OFF-Theater Wien