Die Inszenierung des spätromantischen Balletts „La Bayadère“ von Marius Petipa (Musik Ludwig Minkus) durch Yuri Grigorovich steht auch auf DVD (und Blu-Ray) für das Heimkino bereit. Ein wahres Fest für Augen und Ohren. Es tanzt das Bolshoi-Ballet mit Swetlana Zakharova in der Titelrolle.
Nach der Uraufführung der „“Bajaderka“ 1877 in St. Petersburg vergingen nahezu 100 Jahre, bis das prächtige Ausstattungsballett zur Musik von Ludwig Minkus in den Westen gelangte. Seine Premiere außerhalb Russlands erlebte die exotische Liebesgeschichte auch nicht in Europa, sondern 1961 in Rio de Janeiro. Nach einem Gastauftritt des Kirov Ballets 1961 in Paris folgte 1963 eine Produktion des Royal Ballet mit Rudolph Nureyev und Margot Fonteyn. Erst 1998 brachte das Bayerische Staatsballett in München die deutsche Erstaufführung auf die Bühne. 2002 zeigte das Kirov-Ballett eine mühevoll erstellte Rekonstruktion des Balletts, die Valdimir Malakhov noch nicht kennen konnte, als er 1999 in Wien die „Bayadère“ ganz im Sinne Petipas inszenierte.
Im Jänner 2013 hat Yuri Grigorovich seine Choreografie von 1991 für das neue Bolschoi-Theater aufgefrischt und neu eingerichtet. Er hält sich in vielen Teilen an die Rekonstruktion von Natalia Makarova, fügt aber auch Szenen von Wachtang Tschabukiani, Nikolai Zubrovski und Konstantin Sergeyev hinzu. Eher eine Belebung als ein Zerdehnen der eher einfachen Handlung. Grigorivichs dreiaktige Version endet mit dem Königreich der Schatten – dem berühmten weißen Ballett, mit 32 Tänzerinnen, die geisterhaft über eine mehrstufige Rampe schweben, Nikyia ist ihre Königin. Solor, ihr untreuer Geliebter, der sich auf die Ehe mit der Radja-Tochter Gamzatti eingelassen hat, kann sie nicht mehr erreichen, er sinkt leblos zu Boden. Kein spektakulärer Auftritt des „Goldenen Gottes“ wie bei Malakhov (einer der ersten Erfolge für den jungen Denys Cherevychko in Wien), das „Golden Idol“ (Denis Medvedev mit einem rasanten Solo) ist lediglich Gast bei der Verlobungsfeier und nicht zerstörerischer, rächender Gott. Also kein vernichtendes Erdbeben, sondern sanfte Trauer und die Hoffnung auf eine Vereinigung der Liebenden im Jenseits.
Beglückt werden die Zuschauerinnen allerdings schon mit dem ersten Auftreten von Swetlana Zakharova als Nikiyia. Zartgliedrig, geschmeidig und ausdrucksstark mit intensiver Mimik und makelloser Technik muss diese Tänzerin überzeugen. Auch wenn sie mitunter, etwa bei den Grand Jetés im Schattenakt (Pas de deux mit Solor), schon zu perfekt wirkt. Die ebenfalls den Prinzen Solor begehrende Fürstentochter wird von Maria Alexandrova in königlicher Haltung, stolz und souverän dargestellt. Ihre kühle Ausstrahlung trotz rasender Eifersucht, lässt Zakharova noch zerbrechlicher und süßer wirken.
Eine Klasse für sich ist auch der junge Tänzer des Solor. Vladislav Lantrotov, ein Danseur noble aus dem Bilderbuch, mit hohen, leichten Sprüngen, als könnte er fliegen und verlässlich in den Pas de deux, ist der neue Star des Bolschoi. Schon zwei Mal ist er für den Prix Benois nominiert worden. Sowohl als Basil in „Don Quichote“ als auch als Solor hat er nicht nur das nach jedem Auftritt tobende Publikum überzeugt.
Was auch in der Aufzeichnung überzeugt, sind das üppige Dekor und die orientalischen Kostüme, die in ein märchenhaftes Land entführen, ein Indien der Träume. Obwohl Grigorovich den spionierenden Fakiren (Anton Savichev als zwielichtiger Oberfakir) viel Raum gibt und auch den „Manou-Tanz“ (wie auch Malakhov) wieder belebt, begeistern SolistInnen und Corps de Ballett (mit zahlreichen Soloauftritten, auch im Schattenakt mit Anastasia Stashkevich) und die üppige Ausstattung so, dass die 125 Minuten im Flug vergehen und man den ersten seelenvollen Auftritt Nikyias gleich noch einmal sehen will. Und auch den fantastischen Papageienwalzer im 2. Akt, der die Verlobungsfeier von Solor und Gamzatti im Garten des Radja verschönert , der in Wien nicht zu sehen war. Nikiyias Ermordung mitten im rauschenden Fest wirkt umso mehr als Schock.
Auch musikalisch kann diese Aufnahme begeistern. Das Bolschoi Theater Orchester wird von Pavel Sorokin so einfühlsam dirigiert, dass Minkus’ Melodien intensiv und farbig erklingen und ich reuig feststellen muss, dass ich den Wiener Komponisten bisher unterschätzt habe. Perfekt ist er in seinen Kompositionen auf die Bedürfnisse der TänzerInnen eingegangen und bietet einen sowohl melodisch wie auch rhythmischen Reichtum an Einfällen, der jedem renommierten Orchester wohl ansteht.
Marius Petipa/Yuri Grigorovich: „La Bayadère“, Bolshoi Ballet and Bolshoi Theatre Orchestra, Moskau 2013. Mit Swetlana Zakharova, Maria Alexandrova und Vladislav Lantratov. Bel Air Classiques,122 Minuten, DVD/Blu-Ray
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