Mann zu sein bedarf es wenig, und wer Mann ist, ist ein König. Sicher werden alle (zumindest die Ü40) diesen Kanon noch aus dem Musikunterricht erinnern. – Oder hat das Liedl im Text doch anders begonnen? Egal, inhaltlich hat es gestimmt, und stimmt ja noch immer.
Wer abseits des Gesellschaftstanzes unterwegs ist, hat als Mann überdies schnell auch noch ein Alleinstellungsmerkmal. Die Herrengarderoben gehören dir, oh Mann, ziemlich sicher ziemlich alleine. Oder: Keine Ballett-Dozentin drückt dich an der Hüfte schwer nieder, wenn es Richtung Spagat gehen soll – im Gegenteil! Es gibt Tipps für Dich, wie Du trotzdem halbwegs elastisch wirst. Charmant wird im Contemporary weggelächelt, wenn die Aufforderung an alle (also auch an die wenigen Herren) geht, doch einmal „hips“ oder „pelvis“ zu aktivieren: Männer tasten dann nämlich gerne ratlos in ihrer Körpermitte herum, in der Hoffnung, das eine oder andere Teil doch aufzuspüren.
Apropos Teil: der erste Teil der ersten Hälfte der langen Ausbildung im System Rosalia Chladek ist vor Kurzem in Wien erfolgreich abgeschlossen worden. Entgegen etlicher Anfangszweifel und -verzweiflungen bin ich noch immer und mit Begeisterung dabei. Allerdings im Bewusstsein, dass ich alter Mann mich getragen fühle von einer wundervollen Ehefrau und wundervollen Kolleginnen und Dozentinnen. Und auch, dass es noch ein ordentliches Stück Arbeit dauern wird, bis der eingangs erwähnte Kanon auch mit „Frau“ beginnen kann.
Christoph Mandl hat sich im reifen Alter entschlossen, eine Tanzausbildung im System Rosalia Chladek zu machen, über die er in der tanz.at-Serie „I, move“ schreibt.
Demnächst: Alt.
Zuvor: I Move (8): Sinn