Nun habe ich, ach, schon drei Wochenenden mit meiner Rosalia-Chladek-Tanzausbildung zugebracht. Zwei davon im Keller. „?“ Ja, dort steht nebst dem onlinefunkenden Laptop unser häusliches Sport- und Tanzstudio zwischen der Buchhaltung vergangener Jahre und dem Hundefutter. Fürs Balletttraining eine fahrbare Kleiderstange sowie der Hundefrisiergalgen als Barre, sowie eine Bauhausplane – der Harlequintanzboden für Tänzer in Rente.
Nicht im Keller: mein eiserner Wille. Der ist in mir und ich pass‘ auch gut auf, dass er nicht entweicht. Die gute Rosalia Chladek, in den 1920ern von Brünn über Wien nach Dresden in die Kunstschule Hellerau gelangend, verlangt das auch. Die Chladek hatte es, sieht man sich ihre Bewegungslehre an, schon eher mit dem zackigen Turnvater Jahn als mit den Eso-Pionieren à la Rudolf Steiner, die ja auch in dieser Epoche ihr Wesen trieben.
Dementsprechend orientieren sich die Rosalier weniger am Weltengeist und Feinstofflichen denn am Wissenschaftlich-Organischen wie der Anatomie. Und, ihr lieben Leserinnen und Leser, ihr wisst es ohnehin: Körperbildung in der Praxis zu betreiben, das kann ganz schön in die Knochen gehen. Wenn diese Knochen schon mehr als sechs Jahrzehnte auf dem Buckel (schlechtes Bild!) haben, dann muss man schon gut auf deren Erhaltung schauen.
So wurde die Zahl der (fast) täglichen Liegestütze und Kniebeugen ebenso verdichtet wie das Kiesertraining. Und furchtsam-dankbaren Auges sehe ich den Dienstagnachmittagen entgegen, an denen an der Uni Tanzspezifisches Kraft- und Beweglichkeitstraining gegeben wird: denn spätestens mit Siebzig will auch ich aus der Rückenschaukel direkt in den Stand gelangen.
Wer sich, so wie ich, Jahrzehnte lang selbst die Arbeit angeschafft hat, weiß es zu schätzen, Aufgaben vorgegeben zu bekommen. Und tatsächlich erhalten wir bei Rosalias Bildungsinstitut auch Hausübungen, die ich noch dazu pünktlich abliefere. Ach, so sind sie die Alt-Achtundsechziger! Erst Disziplin nicht einmal buchstabieren wollen, und dann? Nicht immer ganz konsequent.
Christoph Mandl hat sich im reifen Alter entschlossen, eine Tanzausbildung im System Rosalia Chladek zu machen, über die er in der tanz.at-Serie „I, move“ schreibt.
Demnächst: Bewegung bewegt