Am 12. Jänner 2016 verunglückte die aus Uganda stammende und in Österreich lebende Tänzerin Chandiru Mawa im 46. Lebensjahr tödlich. In Wien war sie unter anderem Mitglied der Bob Curtis Afro Modern Dance Company und leitete das Halfstreet Studio, bevor sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern ins Weinviertel übersiedelte. Um die Familie zu unterstützen wurde ein Spendenkonto eingerichtet (Termin der Verabschiedung und Spenden-Kontonummer siehe unten).
Ein persönlicher Nachruf von Christoph Dostal
Chandiru, die Nachricht über deinen Tod war ein fürchterlicher Schock.
Ich konnte und wollte es nicht glauben. Dreimal habe ich nachgefragt, doch die Nachricht blieb immer die gleiche. Zufälligerweise haben wir wenige Tage vor deinem tödlichen Verkehrsunfall noch telefoniert. Wenn ich jetzt deine Nummer wähle, kannst du nie wieder abheben.
Tiefe Trauer vermischt sich mit Unverständnis und man zweifelt in so einem Moment an jeglicher Gerechtigkeit. Chandiru, du wurdest aus dem Leben gerissen und hinterläßt deine vier jungen Kinder und deinen Mann. So ein Ereignis rüttelt wach und erinnert daran, wie sehr unser aller Leben an einem seidenen Faden hängt und auch daran, dass jeder Tag ein Geschenk ist. Ich bin davon überzeugt, dass du genau nach diesem Prinzip gelebt hast.
Wir kennen uns seit Anfang der 1990er Jahre und in all diesen Jahren habe ich dich nur positiv und freudestrahlend erlebt. Du bist damals aus Uganda nach Österreich gekommen und hast dir unser Land im Nu zur Heimat gemacht und im Handumdrehen Deutsch, ja sogar Wienerisch gelernt. Du hattest eine magnetische Wirkung auf Menschen. Man hatte nie den Eindruck, dass du hier einsam warst oder verzweifelt „Anschluss“ gesucht hättest. Im Gegenteil, du hast deine Mitmenschen verzaubert und in deinen Bann gezogen. Denn wir wollten uns alle etwas von deiner Lebensfreude, deinem Selbstvertrauen abschneiden. Dabei gab es für dich in Österreich bestimmt unzählige unüberwindbar scheinende Hürden zu nehmen. Doch selbst auf rassistische Äußerungen dir gegenüber hast du gelassen reagiert und verständnisvoll gesagt, “Ich bin in dieses Land eingewandert und muss daher toleranter sein als die Einheimischen. Doch im Grunde haben wir alle rotes Blut.”
Du wurdest in Uganda geboren und hast in Kampala Tanz und darstellende Kunst studiert. Im Zuge deiner Welttournee mit der Tanzformation “Impact International” hast du in Österreich deinen ersten Mann kennengelernt, der wenige Jahre nach eurer wunderschönen Hochzeit, die ich miterleben durfte, beim Wintersport von einer Lawine in den Tod gerissen wurde.
Chandiru, wir haben gemeinsam im Ballettunterricht rotes Blut geschwitzt und in der Bob Curtis Afro Modern Dance Company so manch wildes Duett getanzt. Als ich dich im Rahmen der Dreharbeiten zu meinem Dokumentarfilm über Bob Curtis interviewte, meintest du, dass deine Begegnung mit Bob ein “turning point” in deinem Leben war und du durch ihn in deine Mitte gefunden hast. Kaum zu glauben, dass es in deinem vor Selbstbewusstsein sprühenden Leben Zeiten gab, wo du nicht in deiner Mitte warst. Dein populäres Wiener Tanzstudio Half Street hast du mit Leidenschaft geleitet und in einem äußerst facettenreichen Programmangebot deine Liebe zum Tanz an unzählige Menschen weitergegeben.
Chandiru, wenn du in unserer Erinnerung tanzt und dich dabei mit afrikanischem Gesang selbst begleitest, schmilzt die winterliche Kälte Österreichs um uns herum und wir finden uns voller Sehnsucht am schwarzen Kontinent wieder. Chandiru, Hohepriesterin des afrikanischen Tanzes, du schenkst uns mit deinem Tanz deine Lebensfreude, bist uns mit deinem Charisma und deiner geerdeten Eleganz unergründbares afrikanisches Geheimnis und zeigst uns Österreichern, wie Wiener Schmäh funktioniert.
Chandiru, du warst unser “turning point” und hast uns geholfen, unsere Mitte zu finden. Wir werden dein Lachen und deine Stimme bis ans Ende unserer Tage in unseren Herzen tragen und danach tanzen wir wieder gemeinsam bis in alle Ewigkeit.