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Lina ChristophZehn Jahre InTAKT, das bedeutet: zehn Jahre inklusives Theater in Graz. Auch in Graz, denn diese Gemeinsamkeit im Künstlerischen gab es vor zehn Jahren zwar schon anderswo; in der Schweiz und in Deutschland etwa, und ja, auch in Wien und Linz. Aber damit auch in Graz kulturelle Teilhabe für alle Menschen stärker umgesetzt wurde, mussten sich erst einmal Lina Hölscher und Christoph Kreinbucher finden.

Und: Die beiden mussten sich einfach, wie Hölscher erzählt, zusammentun: angetrieben von ihrer Überzeugung der sinnhaften Notwendigkeit einer aktiven Einbeziehung aller Menschen in Bereiche der Kunst, um also erste idealistisch-optimistische Schritte auf diesem in Graz weitgehend unbekannten Weg zu setzen. Diese waren vorerst weitgehend suchender Art, aber offensichtlich zielstrebig genug, um nun, nach erstem Feiern im April; ein weiteres Festival zu diesem Anlass mit seiner ersten Produktion im Grazer Schauspielhaus zu eröffnen. AmoreMio1

Mit „Leck mich am Arsch, amore mio!“, einer Performance, in der Schauspielerinnen der Schauspielhauses und angehende Bühnendarstellerinnen der Theaterakademie LebensGroß über das weite Feld von Liebesbeziehungen nachdenken, reden und in diesem auch ein klein wenig handeln lässt; letzteres in Miniszenen mit gleichermaßen viel Klarheit wie Sensibilität im Sinne von ‚ich kann lieben, wen ich will‘. Regisseurin Anja M. Wohlfahrt gelingt es ganz wunderbar, emotional Feines mit Spaß und Witz sowie mit sehr konkreten Fakten und ebensolchen Fragen mit unterhaltsamer Ernsthaftigkeit zu verbinden: Wann ist Sex eigentlich Sex; ist Familie immer schön oder doch vor allem Arbeit; wie ist das mit der Liebe zu KI; ein Kind ‚bekommen‘ – bedeutet dies nicht vor allem Verantwortung; Frauen ab einem gewissen Alter werden nicht mehr wahrgenommen – warum?;  von den Vorteilen für eine Alleinerzieherin; über das, was man am Partner liebt, an ihm hasst…

AmoreMio2Dass  all dies  Beobachtungen und Fragen aller Menschen in unserer Gesellschaft sind, ist hier nicht nur zu erfahren sondern auch hautnah zu erleben in einem bezaubernden Setting eines Caféhauses, in dem ein Teil des Publikums sowie ein Teil der Darstellerinnen verstreut an den Tischchen vor der Bar sitzen. Eine selbstverständliche Aufhebung von Grenzen also, untermauert von der (eingangs erklärten) gegebenen Spiel-Situation einer Relaxed Performance: Jeder und jede könne etwa jederzeit hinausgehen oder sich ein Glas Wasser an der Bar holen. Eine inklusive Produktion ist immer etwas Mutiges; wie selbstverständlich und  ausgezeichnet sie gelingen kann, wird hier gezeigt.

Dass es nach dieser bejubelten Premiere aber auch noch zahlreiche andere, zum Teil formal neue Angebote im Rahmen dieses Festivals gibt, soll zumindest kurz ge- und benannt werden: ein Film von Eirik S.Stohrdal: „Lars ist LOL“, eine Lesung mit Lena Raubaum und Marlies Hausch, eine Führung im Schlossberg Museum in einfacher Sprache, ein Sing Workshop mit Vesna Petković, ein Theaterstück von Angelina Schallerl und Tanja Peball: „Aktion Mutante“. 

10 Jahre InTaKT: 13. Bis 16. November 2025; Eröffnungs-Premiere: „Leck mich am Arsch, amore mio!“ am 13. November im Schauspielhaus Graz

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