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Eyal1Trauer und Verlust erleben wir Menschen alle, auch wenn sie individuell unterschiedlich ausgedrückt und verarbeitet werden. Die israelische Choreographin Sharon Eyal, einst Tänzerin der legendären Batsheva Dance Company, widmete ihr neues Stück „Delay the Sadness“ ihrer verstorbenen Mutter und schafft es damit, diese archetypischen Zustände in eine adäquate und faszinierende Bewegungsform zu bringen.

Es ist ein unverkennbares Werk mit der Eyal eigenen Tanzsprache: auf Halbspitze trippelnd, gekrümmte Linien des Rumpfes und trotzdem mit  klassischer Linienführung. Anders als früher ist diesmal die Gruppenformation nicht ein essentielles Merkmal, sondern der Fokus liegt eher im Heraustreten, sich lösen aus der Gruppe. Zunächst wirkt das alles sogar recht fröhlich durch die elektronischen Rave-Beats, fast sieht es aus wie ein Party-Organismus. 

Doch der Bruch ist dem Ganzen immanent, ständig kippt etwas aus der Achse und ändert die Position. Da tanzen vier Paare so etwas wie Pas de deux, die beinahe Divertissement-Manier haben. Sie alle tragen die gleichen hautfarbenen Trikots mit Zeichnungen darauf, die an Adern erinnern. Natürlich bewegen sie sich nicht klassisch, sondern mit verfremdeten Gesten und verzerrten Formen. Es geht augenscheinlich um ganz andere Emotionen als im Ballett, um eine andere Kommunikation mit dem Publikum. Man sieht diesem seltsamen Bewegungsfluß gebannt zu und versteht allmählich, das hier ist kein Spaß.Eyal2

Dazu trägt der Sound von Josef Laimen viel bei, dessen Elektrobeats auch Walzertakte aufweisen. Außerdem entsteht eine spezielle Dynamik durch die sich verändernde Lautstärke, die recht ordentlich wird gegen Ende. Die Paare vereinzeln und finden sich wieder in Gruppengefügen, doch herausgefallen bleibt herausgefallen und wird nicht mehr gut. Zum Schluß ein stummer Schrei in der berühmten Munch-Pose.

Begeisterung im (meistens begeisterten) Publikum des Festpielhauses. Eine interessante Arbeit Eyals, welche die leichte Sorge entkräften konnte, stets more of the same zu sehen. Ein Eindruck, der sich nach den letzten Arbeiten ergeben hatte.

Sharon Eyal: “Delay the Sadness” am 8. November 2025 im Festspielhaus St. Pölten

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