In der imposanten Kulisse des Klangraum Krems in der Minoritenkirche entfaltete sich gestern ein bezauberndes, musikalisch-tänzerisches Konzert. Auf dem Programm von “Bach tanzt” im Rahmen des Festivals IMAGO DEI standen Instrumentalmusik, auf dem Klavier interpretiert von den Zwillingsschwestern Ferhan und Ferzan Önder sowie Kantaten und Arien, gesungen von Monika Hosp. In dieser musikalischen Hommage an den epochemachenden Komponisten brachte der Tänzer Simon Mayer überraschende und bereichernde Facetten ein.
Geörgy Kurtag hat die Eröffnungsnummer, die Sonate “Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit” für Klavier arrangiert. Zum vierhändigen Spiel der Önder-Schwestern, rennt der Tänzer den Zuschauerraum ab und verbindet ihn schließlich mit der Bühne, wo er fortan mit reduzierten, einfachen und sparsamen Gesten die Musik begleiten wird. In den Instrumentalnummern –außer Werken von Bach selbst sind von ihm inspirierte Kompositionen von Gustav Nottebohm und des Zeitgenossen Robert Holloway zu hören – wird er vor allem den Rhythmus aufgreifen und die Musik mit einer feinsinnigen Bewegungssprache sichtbar machen.
Eine besondere Rolle spielt der Tänzer im Zusammenspiel mit der Sängerin Monika Hosp, eine wunderbare Interpretin der Bach-Arien (mit Klavierbegleitung im Arrangement von Achilles Wastor). Hier wird Simon Mayer zum Dialogpartner, manchmal ist er Clown, manchmal ein freches, quirliges Wesen, dann wieder eine Verkörperung von Liebe und Wärme oder aber der alte, müde Simeon, der, das Jesuskind im Arm, den Tod herbeiruft. Mit großer musikalischer Sensibilität personifiziert Mayer an diesem Abend eine “Erscheinung der Mystik”, wie der Arzt, Humanist und Organist Albert Schweizer Sebastian Bach bezeichnete.
Albert Hosp, der erstmals als Intendant das IMAGO DEI Festival leitet, führte mit kurzen, stimmigen Einleitungstexten zu den musikalischen Darbietungen durch den Abend.
Schön auch, dass man die Bühne für angehenden Schauspieler*innen des Reinhard-Seminars öffnet. An diesem Abend leitet Elias Eisold das Programm “Bach tanzt” mit kurzen Texten über Bach von Wolfgang Hildesheimer, Nikolaus Harnoncourt, Johannes Bobrowski und Lars Gustafsson ein.
Behutsam flicht Hosp also neue Akzente in die Aufführungstradition und schafft so ein rundum gelungenes und wohltuendes Programm, von der Art, wie wir es in Zeiten wie diesen so notwendig brauchen.
“Bach tanzt” am 6. April 2025 im Klangraum Krems in Rahmen von IMAGO DEI.