Die soziokulturellen, integrativen Kreativprojekte von aXe wenden sich an Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Befindlichkeiten und bieten dafür zusätzlich zur Kreativschule mit den Modulen Schauspiel, Kunsthandwerk, Musik auch Tanztheater, das von Cathrin-Marie Fuchs geleitet wird, die seit 2018 in Graz freiberufliche, im MUK ausgebildete Tanzpädagogin, Choreografin und Tänzerin ist.
Vom Raum in seiner Beziehung zum und seiner Wirkung auf den Menschen - davon wird in der Tanztheater-Produktion „Mensch-Körper-Ort 4.0“ von aXe Graz erzählt. An einem besonderen Ort: im „Theaterhaus“, einem von „theater quadrat“ und aXe initiierten Projekt. Um die endgültige Veranstaltungsgenehmigung für den Spielbetrieb zu bekommen, laufen derzeit noch letzte Renovierungsarbeiten: Für einen Theatersaal des im Kern aus dem 16./17. Jahrhundert stammenden Hauses, der im 19.Jahrhundert vom Gesellenverein errichtet wurde und der zwischenzeitig und etwa bis 2015 auch als Raum für eine Tanzschule in Verwendung war, und in dem beispielsweise Alexander Girardi seine Schauspielkunst zeigte.
Ihr mit seschs Performerinnen uraufgeführtes Tanztheater, das unter dem Motto „Raum – Frequenzen“ die Frage „INNEN im AUSZEN und AUSZEN im INNEN RAUM sein“ stellt, wird dramaturgisch überzeugend in die derzeit in diesem Theaterraum und seiner Umgebung vorhandenen Gegebenheiten eingefügt – konkret wie mit abstraktem Überbau. Das solistische Vorspiel in einer kleinen Grünanlage vor dem Haus macht in zarter Intensität die Bedeutung von Beziehung sichtbar; die zwischen Performerin und Publikum („Außenraum“) besteht, das von dieser in den Naturraum gezogen, von ihr angezogen geleitet wird. Nach Verlassen des ‚Naturraums‘ wird die dem Menschen von heute so vertraute Beziehung zu den von ihm gestalteten Vor-, Zwischen-, Hinter-Räumen erkundet, körperlich etwas fühlbarer gemacht als im gelebten Alltag; die dabei verwendete Taschenlampe als einzige Lichtquelle für die Performerin unterstreicht stimmig die Ungewöhnlichkeit der dabei aufgetanen, normalerweise ignorierten (Bewegungs-)Perspektiven.
Der längste Abschnitt, nach angedeutete Erkundung der Empore, findet im eigentlichen Theatersaal, also im Inneren statt – um ins eigene Innere zu kommen. Das auf zeitgenössischem Bewegungsfluss und Improvisatorischem fußende Suchen nach dem individuellen Innenraum birgt in der großteils gegebenen Geschmeidigkeit der vorsichtig (Sich-) Er-forschenden einige kleine, dichte Sequenzen. Choreografisch und auch von einzelnen recht kreativ gestaltet die (konkrete) Auseinandersetzung mit dem „Anderen“, mit Objekten; insbesondere auch dann, wenn diese nicht mehr vorhanden sind und die Konfrontation mit ihnen also fiktiv weiterläuft. Dass die weitgehend einsam auf dem (noch eher) verhaltenen Weg zu ihrem Ich letztendlich auf ein stützendes Miteinander treffen, ist, wenn auch fast naheliegend, nachvollziehbar abrundend.
Eine vertiefende Weiterarbeit scheint angebracht und ist wünschenswert.
aXe: MENSCH – KÖRPER – ORT 4.0; 12.4.2024, Theaterhaus, Graz