In seinem neuen Stück „sing no more this bitter tale …“ schickt Nikolaus Adler vier TänzerInnen auf eine Irrfahrt. Bei der Fülle an Requisiten, Objekten, Kostümen, Videoprojektionen und Schaltcomputer für die Technik, die die DarstellerInnen selbst auf der Bühne steuern, geht Adlers größte Stärke beinahe unter. Der coolen Versuchsanordnung der Inszenierung steht ein sehr eigenständiger choreografischer Ansatz gegenüber.
Es ist, als ob sie ein stilles Einvernehmen haben, einen Pakt schließen, wenn sie miteinander in Bewegung gehen. Die nonverbale Kommunikation zwischen den TänzerInnen resultiert in feinen, sachten oder dynamischen, kraftvollen Interaktionen, von denen man sehr gerne mehr gesehen hätte. Doch statt einzutauchen in dieses Narrativ der Bewegung, führt uns Nikolaus Adler auf eine Odyssee, keineswegs im metaphorischen Sinn, sondern das Original bemühend.
Die Titel von elf Gesängen werden auf das Bühnenbild (Ariane Isabell Unfried) projiziert und von den TänzerInnen mit symbolischen Handlungen dargestellt. Sie falten Papierschiffe: Odysseus‘ Reise beginnt. Später, beim Schiffsuntergang, wird eines von ihnen im Aquarium versenkt, in das zuvor eine Tänzerin eimerweise Wasser gefüllt hatte. Dazwischen jede Menge Kostüme, die an- und ausgezogen, Bühnenelemente, die verschoben, Objekte, die eingesetzt werden.
Nachdem die TänzerInnen gleichzeitig die Technik besorgen und zwischen Aktionsraum und den auf der Seite platzierten Computern wechseln, wird das Geschehen noch abstrakter und distanzierter als es die kargen Interpretationen bereits sind. So wie sie sich in einigen Szenen nur durch die Manipulation ihrer KollegInnen in Bewegung setzten können, fühle auch ich mich fremdbestimmt, verliere mich zwischen Skylla und Charybdis, Minotaurus und Kassandra, den Sirenen und Penelope.
Die Episoden dieser Odyssee verlieren bald an Reiz, besonders da sie mit derartigem Bierernst in Szene gesetzt werden. Highlights sind die wunderbaren, kurzen Pas de deux (bestens getanzt von Laura Fischer, Katharina Illnar, Etienne Aweh und Chris Wang), die aber die Länge dieses Stückes (fast zwei Stunden) nicht rechtfertigen können.
Nikolaus Adler: „sing no more this bitter tale” am 16. Februar im WUK (Premiere am 14. Februar). Weiter Vorstellungen noch bis 22. Februar