„Musik ist Trumpf“ wählte das Wiener Konzerthaus für die 27. Ausgabe des Festivals Alter Musik als Motto. Keine großen Stars, aber spannende Festival-Newcomer wie etwa „The Sixteen“ aus England sorgten für einige musikalische Sternstunden und erfüllten die etwas beliebige thematische Vorgabe durchaus.
Lauteten die ersten Generalthemen der „Resonanzen“ noch „Das Zeitalter Claudio Monteverdis“, „Conditio Humana“ oder „Krieg und Frieden“, so wird man den Eindruck nicht los, dass die umfassende inhaltliche Klammer mit der Zeit eher einfallsloser wird. Doch abgesehen davon, ist es immer noch beglückend, wunderbare Musik früherer Jahrhunderte in der Interpretation erstklassiger Originalklang-Ensembles dargeboten zu bekommen.
So zum Beispiel von The Sixteen unter der Leitung von Harry Bicket, die zur Eröffnung gleich ein starkes Statement mit Georg Friedrich Händel setzten. Zuerst gab es „Foundling Hospital Anthem“, ein Benefiz-Konzert aus Händels Zeit zur Finanzierung eines Kinderheims, bestehend aus einem Pasticcio aus „Jephta“, „Messias“ und „Susanna“. Einen besonders starken Eindruck hinterließ der großartige Chor, und vor allem natürlich mit einem genuinen Chorwerk Händels, „Ode for St. Cecilia’s Day“. Eine derartige Präzision in Verbindung mit ausgewogenem Orchesterklang und großartigen SolistInnen ist selten. Hoffentlich werden The Sixteen die „Resonanzen“ wieder einmal bereichern.
Das nächste Highlight bescherte gleich am nächsten Tag das britische Gabrieli Consort & Players unter der Leitung von Paul McCreesh, die einem englischen Nationalheiligen huldigten, Henry Purcell und dessen 360. Geburtstag. Am Programm stand seine Semi-Opera „King Arthur, or The British Worthy“ zum Libretto von John Dryden. Hier konnte man fast nicht mehr von einer „konzertanten Aufführung“ sprechen, denn alle neun SängerInnen agierten dermaßen spielfreudig miteinander, dass es eine Wonne war. Ein Teil des Erfolgs lag sicher darin begründet, dass alle ihren Part auswendig – (!) – beherrschten, leider eine Seltenheit im Konzertgesang.
Wie gut dieses Team aufeinander eingespielt ist, konnte man am Orchester erleben, vom höchst aufmerksamen Paul McCreesh einfühlsam dirigiert. Die Krönung lag dann in einem wunderbaren Quäntchen britischen Humors, als alle den Union Jack in der Hand schwenkten, dem sich rasch eine EU-Flagge dazugesellte. Kaum vorstellbar, dass irgendeine „richtige“ Inszenierung ansprechender und eindringlicher sein könnte. Ebenfalls bitte wiederkommen!
Ein großer Meister der Laute bot nach zwölf Jahren Resonanzen-Absenz wieder ein schönes Programm mit Renaissance-Werken, Paul O’Dette. Ebenso dicht und ansprechend verlief auch der Abend mit La fonte musica unter der Leitung von Michele Pasotti, ebenfalls Lautenist. Hier konnte man diesmal spätmittelalterliche Klänge genießen.
In den Purcell-Reigen reihte sich zum Abschluss des Festivals das französische Ensemble La Poéme Harmonique unter der Leitung von Vincent Dumestre zusammen mit dem Ensemble Aedes. Auch am Finalabend wurde Purcell und der heiligen Cäcilia mit der „Ode for St. Cecilia’s Day“ gehuldigt, und auch in diesem Konzert dominierte der formidable Chor den Genuss.
Wie gewohnt flankierte eine spannende internationale Ausstellung „Historischer Instrumentenbau“ das von 8552 Gästen besuchte Hauptprogramm, und auch die Schiene “Resonanzen: Vorspiel“ bot zusätzliche Perspektiven auf die Musik. Zum Beispiel gab es die Filme „Aria“ von Kultregisseur Jean Luc Godard zu sehen, oder auch „Score. Geschichte der Filmmusik“ von Matt Schrader. Eine tolle Ergänzung!
Resonanzen 2019, 19. bis 27. Jänner 2019 im Konzerthaus