In der Wiederaufnahme von „Sylvia“ von Manuel Legris hat Davide Dato die Seiten gewechselt: statt des Bösewichtes Orion, den er bei der Premiere verkörperte, ist er nun der Hirte Aminta, der sich in die Jägerin Sylvia, getanzt von Maria Yakovleva, verliebt. Das harmonische Paar schafft es – über seine Virtuosität hinaus – die Aufmerksamkeit auf seine Beziehung zu lenken. Nina Tonoli als Diana wird dabei zum Bindeglied.
In diesem Antikendrama um Mord, Entführung und Gewalt siegt letztendlich die Liebe. Diese ist in der Interpretation der drei Hauptfiguren gleich zu Beginn an spürbar. Tonoli verlagert den Schwerpunkt der Rolle von der herrscherischen Göttin zur Frau, die von ihrem Geliebten Endymion (James Stephens) träumt. Maria Yakovleva lässt Zweifel mitschwingen, wenn sie den Hirten erschießt, noch bevor sie Eros‘ Pfeil trifft, der ihr die Liebe offenbaren soll. Dadurch werden auch die Naturgötter, die sich mit den Sterblichen verbinden, zutiefst menschlich und das Ballett verliert etwas von seiner karikaturhaften Überzeichnung.
Auffallend an diesem Abend waren außerdem Rikako Shibamoto als Najade mit ihrer eleganten Linie und Scott McKenzie als pfiffiger Faun. Gaetano Signorelli stach als kleiner Hirte in der Bauernschar hervor.
Nicht alle Neubesetzungen vermochten zu überzeugen: Abgesehen von technischen Ungenauigkeiten, kann Géraud Wielick die Götteraura des Eros in der figurbetonten Kostümierung nicht ausfüllen. Dimitru Taran wird der Rolle des Bösewichts Orion nicht gerecht – zu früh und zu freundlich kapituliert er vor Sylvias Tricks, die ihn und seine Mannschaft handlungsunfähig machen und ihre Befreiung ermöglichen.
Makellos auch bei dieser Aufführung das Orchester unter der Leitung von Kevin Rhodes.
Wiener Staatsballet „Sylvia“ am 17. Jänner 2019 in der Wiener Staatsoper. Weitere Vorstellungen (mit wechselnden Besetzungen) am 19, 24, und 26, Jänner