Partizipation ist Programm im Dschungel Wien. Nach der Präsentation der Jugendgruppen im „Theaterwild Festival“ lädt das Theater Foxxfire nun das Publikum auf eine Reise ins Land von „Glaube, Liebe, Glück“ ein und offeriert in feiner New Age Manier esoterische Beratungsszenarien. Während die Wildwechsel-Gruppe in der Produktion „Wir retten die Welt und globalisieren uns köstlich“ durch darstellerische Präzision brillierte, setzt Foxxfire diesmal ganz auf Selbstfindung.
Es ist ein überwältigendes Sammelsurium an therapeutischen Angeboten für das persönliche Wohlbefinden, die die Zuschauerin in den Studios des Jugendtheaters besuchen kann (Regie: Richard Schmetterer und Iris Schmid): Entspannende Befreiungsschreie, einen lichtgesteuerten Kult, oder der Besuch bei einer Meerjungfrau legen die Seelenschichten frei. Man kann sich Hilfe im Tipi des Vertrauens oder bei der Weltverbesserungsagentur holen. Die Wand der Dankbarkeit empfängt persönliche Nachrichten, eine Ecke dient der malerischen Entfaltung. Der Temple of Love lädt ein, sich in Akroyoga-Positionen zu versuchen oder sich in der Solodisko vergnügen.
Im Idealfall hätte man in etwa zwei bis zweieinhalb Stunden alle Stationen durch – und die anwesenden Jugendlichen waren auch durchaus bereitwillige und ausdauernde Glücksritter. Derart langes esoterisches Geflunkere hatte ich allerdings nicht auf dem Plan. Das Schöne an derart installativen Inszenierungen ist ja, dass man sich frei bewegen kann. Ich fand, dass ich nach einer Stunde einen guten Überblick hatte und meine persönliche Sinnsuche soweit beendet war. Leider habe ich so nicht erfahren, ob oder wie dieser esoterische Reigen sich abschließend erklärt.
Ein paar Tage zuvor kam im Dschungel im Rahmen des Theaterwild-Festivals das Stück „Wir retten die Welt und globalisieren uns köstlich“ nach dem Konzept und in der Regie von Aurelina Bücher zur Premiere. In 40 Minuten lieferten die elf Teilnehmerinnen der Theaterwild-Werkstatt „Wildwechsel“ eine eindrucksvolle Performance, bei der zwei Dinge besonders hervorstachen: Erstens, die Präzision, die die Gruppe im Synchronsprechen erreicht hat. Die Sprechchöre waren klar artikuliert und wortdeutlich, zum Beispiel die Definition des Begriffs Globalisation à la Wikipedia. Gleichzeitig nützte die Regisseurin die Mehrsprachigkeit der Jugendlichen, um das Thema mit Leben zu füllen.
Zweitens, dass man weg ging von einer rein abstrakten, dissoziierten Auseinandersetzung mit dem Thema und es an einem konkreten Beispiel abhandelte: Anhand der Begegnung eines Fischers mit Touristen, die aus dem Fischerboot ein internationales Fischereiunternehmen machen wollen, wird Globalisierung greifbar und verständlich gemacht. Aurelina Bücher ließ die individuelle Rollen in Gruppen darstellen. Ein Tool dafür waren die bereits erwähnten Sprechchöre.
Immer wieder wird der lineare Erzählfluss gebrochen, etwa durch eine Szene, in der die PerformerInnen einfach wild abtanzen. Diese Füllmaterialien bringen zusätzliche Abwechslung ins insgesamt kurzweilige Geschehen. „Wir retten die Welt und globalisieren uns köstlich“ ist jedenfalls ein Best Of Beispiel von partizipativem Theater, das die TeilnehmerInnen gleichermaßen fördert wie fordert. Nach den beiden gesehenen Aufführungen (tanz.at berichtete auch über „Die Liebe ist ein Heckenschütze“) der diesjährigen Theaterwild Saison kann man der Dschungel-Direktorin Corinne Eckenstein zu dieser Initiative nur gratulieren. Die nächsten Theaterwild Werkstätten starten übrigens wieder im Oktober.
„Wir retten die Welt und globalisieren und köstlich“ im Rahmen des Theaterwild Festivals am 9. Mai im Dschungel Wien
Theater Foxxfire „Glaube, Liebe, Glück“, Premiere am 14. Mai im Dschungel Wien. Weitere Termine 15. bis 18. Mai und 5. bis 7. Juni