Regisseur Martin Gruber und sein Aktionstheater Ensemble widmen sich Glaubensfragen. „Ich glaube“ ist ein höchst unterhaltsames und gleichzeitig forderndes Stück Theater, dessen aber-witzige Texte, von Gruber und dem fabelhaften Schauspielerteam kreiert, sich in einer rasanten Dramaturgie entfalten. Bei der letzten Vorstellung der Serie im Werk X präsentierten sich die DarstellerInnen noch einmal in Höchstform.
Das Tempo ist Atem beraubend. Wie die Unterhaltung der DarstellerInnen vom Protestantismus zu den Zeugen Jehovas und zu New Age Praktiken wie Grinberg oder Bikram Yoga hin und her zappt, das fordert auch die Zuschauer heraus. Susanne Brandt, Claudia Kottal, Martin Hemmer, Alev Irmak und Benjamin Vanyek üben sich im Turbosprech darüber, was sie glauben, wie sie gestrickt sind und garnieren die verbalen Ergüsse mit kraftvollen choreografischen Einlagen. Recht haben wollen sie alle, die an etwas glauben, und auch die, die alle Religionen am liebsten verbieten wollen. Dass es da immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten kommt, wird vom Aktionstheater Ensemble ebenso aktionsreich wie wortgewaltig vorgeführt.
Alev, die sich immer wieder über den Islam zu Wort melden will und nicht zu Wort kommt, veranstaltet ein Massaker. Mit Wasser-MGs spritzt sie alles mit roter Flüssigkeit voll und wird dabei lautstark vom Kristian Musser am Syntheziser unterstützt. Derartiges unterbricht zwar für kurze Zeit den Redefluß, zeigt aber insgesamt wenig Wirkung. Gleich geht es weiter mit Mireille Mathieu, Dieter Thomas Heck, (kurz angerissener) Kapitalismus-Schelte oder Martin Luther.
Die DarstellerInnen steigern sich in der Verteidigung ihrer Positionen zu immer absurderen Handlungen und Haltungen am Rand der Hysterie. Es wird outriert, gelabert und geschrieben auf Teufel komm raus. Doch diese Theaterarbeit besticht mit der präzisen szenischen Umsetzung ebenso wie mit ihrer scharfen Gesellschaftskritik.
Nur Benjamin bleibt dabei außen vor. Gleich zu Beginn legt er sich Flügel an und agiert als eine Art Engel. Er unterstreicht seine vielfältigen Begeisterungen etwa für den Spatz von Paris oder für Gospelfilme mit immer neuen Verkleidungen und bringt in naiver Manier versöhnliche Töne in die hitzigen Debatten. Im Glauben an die Liebe scheint er die Gruppe zur Einigkeit bewegen zu können – im Chor singen sie ihr, ganz wunderschön harmonisch, mehrstimmige Lieder.
Aktionstheater Ensemble: „Ich glaube“ am 14. Oktober im Werk X.