Bei seiner Gründung vor neun Jahren zählte das palästinensische Diyar Dance Theatre in Bethlehem 15 Mitglieder. Heute sind dort 200 Studenten, Lehrer und unterstützende Künstler aktiv involviert – alle ehrenamtlich. Im Rahmen des Salaam.Orient-Festivals gastierte es mit sechs Tänzern zwischen 12 und 15 Jahren erstmals in Österreich mit seiner Produktion „Portraits of Fear“.
Die drei Tänzerinnen tragen einen luftigen Schleier, die drei Tänzer haben einen Palästinenserschal um den Kopf geschlungen. Volkstänze vermischen sich mit Gesten der zeitgenössischen Tanzsprache. Im Hintergrund Texte und Gedichte auf Arabisch und auf Deutsch, Fragmente über die Angst als Alltagsgefühl, einer Angst, die ohnmächtig macht, einer Angst vor dem äußeren und inneren Feind. Bis eine Tänzerin ins Publikum schreit „Aufhören! Ich will, dass es aufhört!“ Sie legen ihre Kopfbedeckungen ab, und stimmen sich doch bald wieder ein auf den Rhythmus ihres Tanzes, den Dabke. Als wollten sie sagen: die Kultur ist stärker als die Angst, als die Repression.
Eine Generation, die nichts anderes kennt als den Belagerungszustand: Diyar Tanz Theatre steht für alle, die genug haben von Krieg und Gewalt. Nicht nur tänzerisch überzeugt die Gruppe. Auch in der anschließenden Diskussionsrunde überraschen die Jugendlichen mit ihren überlegten und reifen Antworten auf die Fragen des Publikums. Tanzen, das ist für die meisten von ihnen ein Hobby, und gleichzeitig viel mehr: ihr persönlicher und kollektiver Ausdruck des Widerstand. Auf ihren internationalen Gastspielreisen sind diese jungen Tänzer außerdem beeindruckende und berührende Botschafter ihrer Kultur.
Diyar Dance Theatre "Portraits of Fear" am 25. Oktober im Dschungel Wien im Rahmen von Salam.Orient in Zusammenarbeit mit KinderKulturKarawane