Erfreulich, wenn Zusammenarbeit im eigenen wie in spartenübergreifenden Bereichen mit so viel Begeisterung und Engagement erfolgt: So geschehen am KUG, an der Kunstuniversität Graz, wo Schnitzlers „Reigen“ am 27. November vor ausverkauftem Haus Premiere hatte und auch bei der zweiten (und letzten) Vorstellung am darauffolgenden Tag heftigsten Applaus von randvollen Zuschauerreihen erhielt.
Studierende des zweiten Schauspiel-Jahrgangs sowie der Institute Bühnengestaltung und Bühnenmusik haben sich unter der Leitung von Martin Woldan und Sandy Lopicic (Bühnenmusik) zusammengetan, um auf der Basis des literarischen Skandal-Textes, uraufgeführt 1920, eine etwas andere Inszenierung zu erarbeiten: eine, die auf Verwendung der Sprache verzichtet.
Schon im vergangenen Jahr wurde im Rahmen des Bewegungstheater-Schwerpunktes der Schauspielausbildung derartiges an Hand von Schillers „Die Räuber“ versucht; eine beträchtliche Herausforderung, wobei bei der heurigen Thematik eine Umsetzung ins ausschließlich Körperliche zweifellos naheliegender war, grundsätzlich etwas einfacher, wiewohl gleichermaßen weitgehend unbekanntes Ausdrucksmaterial herangezogen und angeeignet werden musste; in diesem Fall auch mit besonderem Augenmerk auf Nuanciertem, auf Feinarbeit in der Bewegung, im gestisch-mimischen Ausdruck.
Mit unaufwändiger Einfachheit großartig gelöst: Die Bühne, das Bühnenbild, bestehend aus vier gespannten Seilen und darauf drapierter Bettwäsche. Wohlüberlegt und vielfach genützt die sich daraus ergebenden Möglichkeiten des Ab- und Aufdeckens, des koketten Tuns, des Ortwechsels und eines optischen Zurücktretens und gleichzeitig integrierten Agierens des auf der Bühne installierten, sehr wichtigen und auch überzeugenden Orchesters.
Die szenische Unterteilung des Ursprungstextes wurde prinzipiell beibehalten, aber auch um einige Bilder erweitert: Von unterschiedlich geglückter Qualität, aber jedenfalls ergänzend wie auch auflockernd zu den erzählenden Bewegungs-Sequenzen. Denn dass in diesen und ihren ureigenen Möglichkeiten die jungen Darsteller immer wieder an ihre Grenzen stießen, ist zu erwarten und nachvollziehbar. Mitgerissen haben sie dennoch durch ihr zumeist lustvolles, authentisches Einlassen auf Rollen und Szenen. Dennoch und bei aller notwendigen Reduktion auf eine Interpretation, die auf „einfachere“ Mittel zurückgreift als dies diejenigen der Sprache erlauben; und auch wenn es gelang, so manches „zwischen den Zeilen“ zum Ausdruck zu bringen, sich auch das eine und andere an spöttischer Kritik wie auch an tieferen menschlichen Gefühlen vermittelte: Eine größere Bandbreite an darstellerischer, an stärkerer heutiger Gestaltung wäre wünschenswert gewesen. Unterhaltsam ist diese Interpretation in ihrer Art aber allemal.
Studierende der Kunstuniversität Graz: „Der Reigen“ am 28. November 2015 im KUG