„The Common People. A Composition of First Encounters“ zeigt, wie sich 20 Menschen auf Workshopanweisungen einlassen. Zwei Wochen vor der Aufführung trafen sich zwei Gruppen mit jeweils zehn Menschen, um zu probieren, was sie auf der Bühne machen würden. Außer, dass sie das Script, dem sie bei der Aufführung folgen sollten, erst am entsprechenden Abend erhielten und den Partner ihrer Übungen (aus der anderen Gruppe) zum ersten Mal begegneten.
Die Idee Workshops auf der Bühne zu veranstalten, ist nicht neu. Der Regisseur, der belgischen Choreograf Jan Martens realisiert sie in einem Langzeitprojekt an verschiedenen Orten und will seine dabei gesammelten Erfahrungen 2016 zur Uraufführung bringen. Ein work-in-progress mit wechselnder Besetzung also.
Die Vorstellung der Workshop-Teilnehmer (offensichtlich keine Bühnenerfahrenen) nimmt den größten Teil der Zeit in Anspruch. Sie präsentieren sich in Tonaufnahmen („Their voices“), Videos („Their houses“) und auf der Bühne („Their bodies“). Die 10 Begegnungen sind blind dates, nicht nur, weil der Partner unbekannt ist, sondern weil sie sich auf ihn/sie auch mit geschlossenen Augen zugehen. Diese Annäherungen basieren auf einfachen Bewegungsanleitungen unter Verwendung von Requisiten, die am Regiepult auf der Bühne ausgegeben werden. Die Anweisungen werden cool ausgeführt und nicht interpretiert. Die Deutung – sofern überhaupt eine erforderlich ist – liegt ganz allein beim Zuschauer. Ein Mitarbeiter filmt mit. Auf der Projektionsleinwand erscheinen Details im Close Up. Es ist ein interessantes Experiment, denn entgegen meiner Erwartungen schaute ich etwa 90 Minuten lang aufmerksam dem unaufregenden Treiben auf der Bühne zu, finde es teilweise berührend, oft etwas umständlich, aber selten langweilig und nie peinlich.
Wiener Festwochen 2015: Jan Martens "The Common People. A Composition of First Encounters", Wiener Edition am 19. Juni, Museumsquartier Halle G