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eventideBei der Wiederaufnahme von „Tanzperspektiven“ (Premierenkritik) präsentierte sich das Wiener Staatsballett – vielleicht beflügelt durch die Vertragsverlängerung ihres Chefs Manuel Legris – in Bestform. Und das trotz kurzfristiger Umbesetzungen. So glänzte Davide Dato an diesem Abend in zwei Rollendebuts.

Eigentlich hätte der mit Ende der letzten Saison neu ernannte Solist Davide Dato erst am 14. November die Hauptrolle in „Windspiele“ von Patrick de Bana tanzen sollen. Nun hat er zwei Woche früher sein Debut in diesem Part gegeben, der vor technischen Schwierigkeiten strotzt. Dato meistert diese mit jugendlicher Leichtigkeit und gibt der Choreografie mit seiner an Dramatik deutlich reduzierten Interpretation eine neue Qualität, die freilich insgesamt an der Banalität der tänzerischen Umsetzung des 1. Satzes von Tschaikowskis Violinkonzert nichts ändern kann (selbst wenn Albena Danailova mit ihrem Spiel den Pathos der Musik ebenfalls deutlich entschärft).  

Auch im Eröffnungsballett „A Million Kisses to My Skin“ von David Dawson waren Davide Dato und seine Partnerin Ioannna Avraam erstmals zu sehen – die beide passen mit ihre spritzige Art perfekt in das Ensemble dieser abstrakten Choreografie, und das Orchester unter der Leitung von Markus Lehtinen und Igor Zapravdin am Klavier spielten Bachs Klavierkonzert mit großem Elan.

Choreografische Höhepunkte dieses vierteiligen Programms sind aber die beiden mittleren Stücke. In „Eventide“ gelingt es Helen Pickett hervorragend die Fusion der musikalischen Klangwelten von Philip Glass und Ravi Shankar (mit Auszügen aus „Passages“) sowie vom Trio Jan Gabarek, Anouar Brahem und Shaukat Hussain in ihrem sinnlichen Ballett einzufangen. Alle SolistInnnen (Emilia Baranowicz, Ketevan Papava, Nina Poláková, Irina Tsymbal, Robert Gabdullin, András Lukács, Eno Peci – und erstmals und sehr präsent – Ryan Booth) glänzen in dieser stimmungsvollen Kreation der amerikanischen Choreografin, die vom einfachen Bühnenbild von Benjamin Phillips und den pfiffigen Kostümen von Charles Heightchew wirkungsvoll unterstützt wird.

Souverän wird nun auch die wunderbar berührende Arbeit „Vers un pays sage“ von Jean-Christophe Maillot vom Wiener Staatsballett getanzt. Neben den eingespielten Paaren Olga Esina und Roman Lazik, Irina Tsymbal und Greig Matthews sowie Ketevan Papava und Andrey Kaydanovskiy (die offensichtlich großes Vergnügen an diesem Tanz haben) gab es drei Neubesetzungen mit Géraud Wielick, András Lukács und Trevor Hayden als Partner von Prisca Zeisel, Reina Sawai und Clara Soley.

Wie bereits oben erwähnt, hat Manuel Legris Ende Oktober seinen Vertrag als Direktor des Wiener Staatsballetts verlängert. Seine ursprünglich bis 31. August 2015 laufende Verpflichtung wurde um zwei Jahre (bis 31. August 2017) prolongiert. Nicht nur, aber auch angesichts der Repertoire-Pflege, die an diesem Abend von „Tanzpersepektiven“ wieder so positiv auffiel, eine äußerst erfreuliche Nachricht für alle Wiener Ballettfans.

Wiener Staatsballett „Tanzperspektiven“ am 2. November an der Wiener Staatsoper. Weitere Vorstellungen: 9., 14., 21., 22. November sowie 3. Dezember 2013