Seit 2008 sahen rund 1Million Menschen weltweit Rasta Thomas‘ gleichnamige erste Show; seit einem Jahr zählt auch das Grazer Publikum zur Fangemeinde. Groß war daher der Andrang, als mit einer runderneuerten Fassung das Grazer Sommerfestival im Opernhaus eröffnet wurde; groß auch die Erwartung - wurden die „Bad Boys of Dance“ doch überdies als „besser als je zuvor“ angekündigt.
Die fundierte Tanzqualität jedes einzelnen, ihr breites Stilrepertoire, das auch martial arts so wie akrobatisches Können einschließt und schließlich ihre Entertainment-Fähigkeiten: All dies war im ersten Teil des Abends zwar zu merken, aber für fasziniertem Staunen oder nachhaltiger Begeisterung reichte es nicht: Wie im ersten Programm wird eine einfache Beziehungsgeschichte erzählt, aber der fehlt es an Emotion und Dynamik wie an wirklich kreativer Choreographie – einzelne kurze Passagen ausgenommen, die das Potential aufblitzen lassen. Auch die Videosequenzen sind in ihrer Unterschiedlichkeit nicht nachvollziehbar und man ist dankbar, dass sie sich im Hintergrund halten.
Mit einem Paukenschlag geht es allerdings nach der Pause weiter: Ja, das ist die Qualität, die voriges Jahr zu erleben war; das ist eine Synthese aus Choreographie (Adrienne Canterna) und Regie ( Rasta Thomas), die rockt, die spontan zum Mitklatschen veranlasst und die die Tänzer zu einer Höchstformen auflaufen lässt, die den Atem raubt. Auch das Video (Joshua Hardy) ist nun eines, das zusätzliche Spannung hineinbringt. Was weiters in diesem zweiten Teil, der als eine Art Nummernshow konzipiert ist, folgt, ist nicht immer von dieser Intensität, aber doch durchgehend mitreißend und begeisternd. Das sind Bewegungs-Bilder, die mit derartiger Technik und Ästhetik noch kaum je zu sehen waren; da verschmilzt eine Musik, die zwischen Queen, David Bowie Michael Jackson, Bee Gees und dergleichen Größen mehr changiert, mit Tanz-Zitaten unterschiedlichster Provenienz zu dem, was Rasta Thomas‘ Intention ist: Zu einem neuen Ballett, zu einem, das tatsächlich fast jeden, ob Tanzkenner der klassischen oder zeitgenössischen Art, ob jungen oder alten „Tanz-Laien“ in irgendeiner Form erreicht. Standing Ovation gab es daher wenig überraschend am Ende der Darbietung.
Das vom 27. Bis 30. Juni im Rahmen des Festivals gebotene, darauf folgende Programm ist in seiner völlig anderen Art von dennoch vergleichbarer, grundsätzlich höchster Qualität: Das Russische Staatsballet ist weltweit mit seinem 25. Programm auf Jubiläumstournee: mit „Schwanensee“, das am 27.und 28. Juni gezeigt wird, mit „Dornröschen“ am 29. Juni und mit „Der Nussknacker“ am 30.Juni.
Eine weitere stilistische Kehrtwendung bietet das dritte Angebot des Festivals:
„MAYUMANA – Am Anfang war der Rhythmus“ nennt sich programmatisch das, was von 2. Bis 7. Juli im Grazer Opernhaus zu sehen sein wird; etwas, mit dem das Ensemble aus Tel Aviv, das aus KünstlerInnen aus mehr als 30 Nationen besteht, etwa sieben Millionen Menschen bislang elektrisierte. So jedenfalls wird das seine Wirkung, deren künstlerische „Verursachung“ schwierig zu beschreiben sei, charakterisiert …
„Rock the Ballet“ am 25. Juni im Grazer Opernhaus
Grazer Sommerfestival noch bis 7. Juli 2013