Simona Noja, geschäftsführende Leiterin der Ballettschule der Wiener Staatsoper zeigt sich zufrieden, und auch der künstlerischen Leiter der Schule, Staatsballett-Chef Manuel Legris, sieht die Entwicklung positiv. Zeit also für einige Veränderungen: Aus der Ballettschule wird ab Herbst die Ballettakademie der Wiener Staatsoper. Und es gibt ein weiteres spannendes Projekt: mit den zwölf besten AbsolventInnen wird es eine Jugendcompagnie geben.
Bei der Saison-Abschlussmatinee 2012/13 wurde auch offensichtlich, dass es die Ballettschule der Wiener Staatsoper über Potenzial verfügt und dass sich die Technik in den letzten Jahren insgesamt verbessert hat.
Drei Choreografien standen auf dem Programm. Eröffnet wurde mit „Concertino La Vita Aeterna“ zur Musik des nunmehrigen Dramaturgen des Wiener Staatsballetts, Oliver Graber. Eveline Téri hat dazu eine Männerchoreografie im neoklassischen Stil mit durchaus interessanten Ansätzen kreiert, mit einem Pas de deux als Mittelteil (Maria Tolstunova mit Jakob Feyferlik).
Im zweiten Stück unter dem Titel „Paquita“ haben die drei Ballettlehrerinnen der Schule, Bella Ratchinskaya, Galina Skuratova und Gabriele Haslinger, mit den Mädchen gearbeitet, die hier in einer Reihe von Variationen ihre Virtuosität unter Beweis stellen konnten. Dabei stachen Madoka Ishikawa, Remi Tomioka und Dina Levin durch ihre Sicherheit sowie ihre (trotz ihrer Jugend bereits) stupende Technik hervor.
Dass man aber das Sowjet-Ballett „Cipollino“ zur Musik von Karen Chatschaturjan aus dem Jahr 1972 aus der Mottenkiste holte, ist (für mich) nicht nachvollziehbar. Hier fechten Zitronen, Kirschen, Tomaten und Zwiebel einen Machtkampf aus, wobei nicht klar ist, warum sich Obst und Gemüse streiten.
Dass den heutigen Anforderungen an einen Tänzer / eine Tänzerin – nämlich eine Vielzahl von Stilen zu meistern – bei der Ausbildung Rechnung getragen wird, war in diesem rein klassischen Programm nicht ersichtlich.
Aber vielleicht soll ja gerade daran in der Jugendcompagnie gearbeitet werden? Und dort wird dann hoffentlich nicht nur auf tänzerische, sondern auch auf choreografische Qualität gesetzt werden, wie man es ja bei einer Reihe von postgradualen Compagnien (allerdings vorwiegend im modernen Bereich) beobachten kann.
Matinée der Ballettschule der Wiener Staatsoper, 15. Juni 2013 in der Wiener Staatsoper