In einer Installation aus Baugittern arbeiten drei Körper, untersuchen die Möglichkeiten der Fortbewegung, überwinden Barrieren und sind am Ende dort, wo sie begonnen haben. Saskia Hölbling und Laurent Goldring haben auch die zweite Folge ihres „Squatting Projects“ für den öffentlichen Raum konzipiert, um das urbane Umfeld zu bereichern. Die Premiere fand im Projektraum des WUK statt.
Sisyphos heute. Die Metallgitter sind fragil, stehen zwar festgemauert am Boden, schwanken und schwingen dennoch, wenn sich Saskia Hölbling, Rotraud Kern und Franco Senica auf und zwischen ihnen bewegen. So wie die Körper ihren (vergeblichen) Parcours beginnen, oben auf den schmalen Stangen der Zäune, entwickelt sich die gesamte Performance. Als Gratwanderung. Dreifach müht sich Sisyphos auf dem Grat, ohne Ausweg ohne Ziel. Gefährlich und überaus anstrengend sieht es aus, was die drei PerformerInnen sich antun – ein Kampf mit den Gitterzäunen, die von der Künstlerin Gudrun Lenk-Wane so dicht aneinander gereiht sind, dass keine Gassen entstehen, durch die man fliehen könnte. Kaum je berühren die Drei den Boden, hängen hingegen kopfüber im Gestänge, wursteln sich darüber und darunter, begegnen und behindern einander, wirken wie ein sechsbeiniges Tier, das die Zuschauerinnen auf der anderen Seite der Installation vermutlich als dreiköpfig erleben. Mitunter blitzt das Bild einer Liebesgeschichte auf, zwei Frauen, ein Mann. Doch gleich zerfällt es wieder, jede(r) kämpft für sich allein. Sieger bleibt das kalte und zugleich doch schmiegsame Gebilde aus Gitterzäunen. Wenn diese Zäune erklommen und bestiegen werden, klingen und scheppern sie und ergänzen die, je nach dem Energiefluss der PerformerInnen, an- und abschwellende Toncollage von Nik Hummer. Reto Schubiger beteiligt sich am Geschehen mit differenziertem Licht. Bewegen sich die Körper im Takt von Licht und Ton oder geben sie mit dem vibrierenden Klingeln der Metallgebilde den Rhythmus für Musik und Sound, Licht und Dunkel an? Das perfekte Zusammenspiel aller an diesem klug erdachten Konzept lässt die Frage unbeantwortet.
Eine durch ihre Schwierigkeit und den körperlichen Einsatz aufregende Performance, die im freien Raum (innen oder außen) noch intensiver zu erleben wäre. Im kleinen Projektraum des WUK ist das Publikum auf zwei Seiten der Installation aufgeteilt und sieht quasi nur die Hälfte der bewegten Körperbilder. Herumgehend immer wieder die Perspektive zu ändern, würde höheren Gewinn bringen. Die nächsten Aufführungen des eindrucksvollen Projekts stehen noch nicht fest, doch werden die „Körper (mit) in Zäunen“ im Lauf des Jahres sicher (wie ja der erste Teil des „Squatting Projects“ von Hölbling/Goldring „body in a metal structure“ auch) an mehreren Orten, mit oder ohne Dach darüber, zu sehen sein.
„bodies (with) in fences“, Premiere am 23. Jänner 2012 im WUK.