Auf drei Leinwänden projiziert, scheint das Hotel ebenso mobil und lebendig zu sein wie die auch auf Video präsente Caroline Peters. Sie stellt wunderbar eine dem Hotel schon beinahe als „Inventar“ einverleibte Schauspielerin bei Dreharbeiten dar. Die Zimmer bestehen vor allem aus einem großen, atmenden und sich bewegenden Bett, das seine Bewohner – die auf der Bühne vor der Leinwand stehen – zu umschmeicheln scheint.
Die Gäste haben Namen wie A, B, H, W und c2 und werden alle von zwei Performerinnen gespielt, in Conferencier-Manier, mit zahlreichen Songs akustisch untermauert (Sabine Marte und Susanne Schuda). Die Charaktere sind von einer Erzählerstimme aus dem Off so beschrieben: c2 kann alles und nichts, W ist meistens wütend und genießt es andere zu schlagen, wobei A daran Gefallen zu finden scheint. A meint „ein Schlag sei Berührung pur“. H ist Spezialist in Sachen Hotel – und B ist „besser, böser, billiger“.
In Wahrheit jedoch geht es um Mathematik: um Hilberts Hotel. Sabine Marte bezieht sich auf ein Gedankenexperiment des Mathematikers David Hilbert, zur Veranschaulichung des Begriffs der Unendlichkeit in der Mathematik: Ein Bus mit unendlich vielen Gästen steht vor dem komplett ausgebuchten Hotel, das über eine mathematische Formel seine Zimmeranzahl ebenfalls in die Unendlichkeit ausdehnt.
Sabine Marte nennt ihre Arbeit „ein Drehbuch, das ausfällt, verunfallt und weiterfährt“. Auf der visuellen und auf der akustischen Ebene ist der Abend wunderbar gelungen, hochmusikalische, bildgewaltige Videos der Künstlerin und wunderbare Musik/Sound. Handlung und Figuren hingegen blieben inhaltlich zuweilen doch zu vage miteinander verbunden.
Sabine Marte: Hotel Totale, am 6. November 2012 im Brut Wien