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iptmushroomThe Perfect Garden. Liquid Loft /  Chris Haring zeigen mit „Mush Room“ im Odeon eine ebenso sinnlich-laszive wie höllisch-beängstigende Performance, ein Gesamtkunstwerk aus Klang, Licht, Bewegung der fremden Körper im lebenden Garten aus Pilzen und grünen Linsengewächsen von  Michel Blazy.

„Mush:Room“ ist nach „Wellness“ (ImPulsTanz 2011) der 2. Teil der „Perfect-Garden-Serie“, in der sich Haring und sein Team mit Paradiesvorstellungen auseinandersetzen. Nach der Premiere von Mush Room im Februar dieses Jahres im Tanzquartier , sind nun die Module, mit denen Haring in seinen „Serien“ arbeitet,  verändert und ausgetauscht und die Aufführung im Rahmen der CPA speziell für den hohen, weiten Raum des Odeon adaptiert worden.

Weil die Gewächse gezüchtet werden müssen, die Fäden gesponnen, hat die Performance längst begonnen, bevor sie beginnt. Im heißen Foyer des Odeon liegen zwei faulende Melonenschnitten auf einer Säule. Ein Videokamera wirft den Prozess des Verrottens an die Wand. Weiße Würmer kriechen durch rosa Fleisch. Ein abstraktes Bild von barocker Ästhetik.

Seelenlos im Zaubergarten. Drinnen im Zuschauerraum schweben grüne Pflanzen in feuchten Schwämmen von der Decke, im Luftzug sind glitzernde Fäden zu sehen. Nur allmählich wird es hell, während ein Mann von wohlschmeckenden Speisen plappert. So wie er seine Litanei von Nach- und Vor- und Hauptspeisen in ständiger Wiederholung herunterbetet, geht es nicht um mäßigen Genuss, sondern um die Unmäßigkeit, ums Fressen. Oben in den letzten Reihen schreit eine Frau. Aus Schmerz? Aus Wut? Aus Lust? Langsam schälen sich die beiden Frauen an der Seitenwand aus ihrem grünen Plastikgefängnis. Das Ensemble (Stephanie Cumming, Kathryn Enright, Ian Garside, Anna Maria Nowak, Raquel Odena, Thales Weilinger) formiert sich um das weiße leuchtende Viereck in der Mitte. Die TänzerInnen weichen ihm aus, nähern sich allmählich es umkreisend und betreten den gefährlichen Raum spät und widerwillig.

Wie seelenlose Avatare bewegen sich die Körper im Raum, werden zu Maschinen, die  im immer gleichen Rhythmus gefangen sind. Die mechanischen Puppen betasten und umarmen einander, treten und stoßen einander auch, lachen, kreischen, plappern im Zeitraffer, erzählen vom Kaiserschmarren und Kohl, von Eis und Erdnüssen. Das entbehrt auch nicht des hintergründigen Humors.

Der vergeht mir bald. Das scheinbare Paradies wandelt sich immer mehr zur Hölle, der auch das Publikum nicht entrinnen kann. Der Genuss sättigt nicht, was wächst wird zur Wucherung, Wollust mündet in Schmerz.

Endlich erreichen die sechs Marionetten den Raum aus klebstoffartigen Fäden in der Mitte. So verlockend sie im Bühnenlicht schimmern, so bösartig scheinen diese alles umschlingenden Fasern zu sein. Sie bilden eine Barriere, verwickeln sich zu geometrischen Gebilden, werden zu Tentakeln, die an den Körpern kleben. Diese sind nicht nur im klebrigen Netz gefangen sondern auch in den Bewegungsschleifen, sind zu Automaten geworden, die im Leerlauf unaufhörlich pumpen müssen.

Auch wenn Chris Haring, der mit Stephanie Cummings für die Choreografie zeichnet, von einer  „Live-Performance“ spricht, so hat der Abend keinerlei Improvisationscharakter, jede Person kennt ihren Part, so perfekt und präzise bewegen sich die Körper im komplexen Sound- und Lichtraum(Andreas Berger / Thomas Jelinek) . Und so exakt und befriedigend ist das Ende der eindrucksvollen Performance zeitlich gesteuert.Das Ende ergibt sich von selbst  Eine Wohltat! Ein Abend, an dem die Theorie  (Andreas Spiegel) in der Praxis sichtbar wird, den man ebenso gut auch ohne theoretisches Geraune genießen kann.

Liquid Loft / Chris Haring: „The Perfect Garden: Odeon– Mush:Room (Extended)“, 1. August 2012, Odeon im Rahmen der CPA bei ImPulsTanz.

Weitere Vorstellungen 3., 4. August 2012.

 

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