Mit einem in Feierlaune gefundenen Namen, exzellentem Gesang, einer einfallsreichen Regie und viel Spielfreude macht der A Capella Chor Furore. „Jedweder Küchenchor“ besteht zwar aus AmateurInnen aber keineswegs aus Dilettanten, auch wenn das Dilettare, das sich Erfreuen, im Vordergrund steht.
Am weiß gedeckten Tisch sitzt ein einsamer Mann und wickelt gelangweilt seine schon etwas erkalteten Spaghetti. Dazu zitiert er Marshall McLuhan (wie wir wissen: „Das Medium ist die Botschaft“) und erzählt uns etwas über die orale (oder ohrale?) Kommunikation.
Die erleben wir in der Folge aufs Köstlichste. Señoritas und Caballeros, mit Torten, Obstkörben, Tabletts mit Gläsern oder einem gebratenen Huhn auf dem Kopf, tänzeln auf die Bühne des Kabelwerk Palais und singen uns eine Cancion au der Renaissance: "Hoy Comamos / Heute speisen wir! (denn morgen fasten wir)“. Auch wenn zwischen den einzelnen Nummern mit blitzschnellem Kostümwechsel munteres Tischgespräch das Publikum unterhält, ist der Name des „etwas anderen Chores“ ebenso wenig Programm wie der Titel der eben aus der Taufe gehobenen neuen Performance: „Schmeck’s!“
Die Chormitglieder, seit mehr als 20 Jahren harmonisch vereint, singen sich wie immer keck durch das chorische Repertoire aller Orte und Zeiten. Von Orlando di Lasso über griechische Volksmusik und Charlie Chaplin bis zu einem überaus witzigen Lied vom deutschen Kollegen Daniel (Dän) Dickopf und Astor Piazolla („Libertango“, ganz apart für Chor arrangiert von der sizilianischen Dirigentin Nelly Li Puma, die beim abschließenden „Traditional der Philippinen“ auch ihre Stimme ungeniert als Solistin erschallen lässt) reicht diesmal die reich gedeckte Tafel. Das Hörvergnügen wird durch das Schauvergnügen ergänzt. Regisseurin Michaela Schwind hält den Chor in Bewegung.
Welch Geistes Kinder die Damen und Herren dieses „Küchenchores“ sind, zeigt die überaus appetitliche Dokumentation „keine CD“. Weil dieser Chor nicht nur gehört sondern auch gesehen werden muss und außerdem viel von Sinnlichkeit und Lebensgenuss hält, haben die Mitglieder zu ihres und des Publikums Vergnügen ein buntes Bücherl produziert, das zugleich Lieder- und Kochbuch ist. Bei den Chorwochenenden ausprobierte Rezepte, bunt bebildert, mischen sich unter die Liedtexte und erzählen aus welcher Quelle jedwede SängerInnen ihre Kraft schöpfen.
Jedweder Küchenchor: „Schmeck’s“, Palais Kabelwerk, 18.10. 2011
Nächste Vorstellungen: 19., 20., 25., 26.1 2012, Residenz Zögernitz