Aus aktuellem Anlass, dem Weltgehörlosentag am 30. Oktober, hat Bernd Roger Bienert seine Choreografie, „The Puzzles Wife“, die Text, Tanz und Gebärdensprache ineinander übergehen lässt und verbindet, in der Säulenhalle des Parlaments gezeigt.
Immer wieder beschäftigt sich der Choreograf und Regisseur Bernd R. Bienert mit der Möglichkeit Lautsprache in Gebärdensprache zu übersetzen und diese dann in Tanzsprache. Unter dem Übertitel „Signings“ (ursprünglich hieß die choreografische Serie „SCHRIFTzeichnen“ ) zeigt Bienert mit TänzerInnen, Gebärdensprachdarstellerinnen und auch Gebärdendolmetscherinnen, wie sich aus Wörter Gesten (in der Gebärdensprache vor allem mit der Mimik, Armen und Händen) und aus diesen tänzerische Bewegung (des gesamten Körpers) entwickelt / entwickelt haben könnte. Sein jüngstes Werk, „The Puzzled Wife“ spielt auch mit dem Text (Zitate dreier berühmter Frauen und freie Assoziationen Bienerts selbst), der in der Darstellung von Hans Dieter Knebel die Vorstellung der TänzerInnen und Gebärdensprachdarstellerinnen perfekt rhythmisiert.
Drei mal wurde „The Puzzled Wife“ in immer größerem Rahmen bereits aufgeführt, nun war das Stück mit teilweise neuer Besetzung in feierlichem Rahmen in der Säulenhalle des Parlaments zu sehen, wo William Forsythe vor drei Jahren 1000 weiße Luftballons (mehr oder weniger) schwebend installiert hat. Wenn sich die Dimensionen der Bühne ändern, dann bekommt auch das erfahrene Publikum ein neues Stück im alten zu sehen. Knebel hat inzwischen den weniger erzählenden als pointiert auf der Gefühlsebene balancierenden Text quasi in seinen Körper integriert und spielt virtuos mit Wörtern, Gesten und Bewegungen. Getanzt haben diesmal Martina Haager, Ursula Szameit, Kira von Zierotin und Kun Chen Shih; die Gebärdendarstellerin waren die bühnenerfahrene Alice Xiaoshu Hu und Nadia Kirchler, die ihre Theatererfahrung mit der Tanzfabrik-Wien, Mario Mattiazzo und Miquel Gaspar gesammelt hat. Wie Gebärdensprache und Tanzsprache ineinander fließen, die eine von der anderen profitiert und sie variiert, zerlegt und neu zusammensetzt, zeigten sämtliche Mitwirkende auf beeindruckende Weise. Einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis von Bienerts Anliegen trug auch die Dolmetscherin Andrea Rohrauer bei, die Knebels fulminant vorgetragene Suada überaus elegant und tänzerisch in Gebärdensprache übersetzte.
Ein köstliches Aperçu lieferten schließlich drei reizende Mädchen (wie alle Mitwirkenden von Christopher Leon Green kostümiert, allerdings ohne die klobigen Schuhe samt Keilabsatz, die scheinbar den Marmorboden zerhacken wollten), die aufs Anmutigste die Moral von der Geschicht' in perfekter Gebärdensprache darboten. Lotta, Malena und Jolanda Klaus lieferten auch die Erklärung, was es mit dem weiblichen Vexierbild auf sich hat: Das Puzzle ist aus Sisi, der Kaiserin Elisabeth, Romy, der Schauspielerin R. Schneider und der Autorin Elfriede Jelinek zusammengesetzt. Bleibt aber, wie man sich immer wieder überzeugen kann, nicht fix sondern ein sich ständig veränderndes Abenteuer, in dem das Wort tatsächlich Fleisch (Körper, Gebärde) wird.
Weitere Vorstellungen: www.bienert.at/