In „Onde de choc“ ist die Bühne zweigeteilt. Im hinteren Teil ist über die gesamte Länge ein Podest aufgebaut. Seine glatte Oberfläche wird im Laufe des Stückes von den TänzerInnen mehrmals für rasante Rutschpartien genützt. An anderer Stelle wird die unter ihr verborgene Tontechnik die Schritte der Tänzer hörbar machen. In die Instrumentalmusik von Michael Nyman ist außerdem der elektroakustische Sound von Martin Messier mit Körperfunktionen evozierenden Geräuschen eingeflochten.
Auch die Bühnenvertikale ist durch einen Lichtbalken, auf dem die akustischen Signale in optische verwandelt werden und ein eindrucksvolles Lichtspiel von Schockwellen zeigen, durchbrochen (Licht: Martin Labrecque).
Kein Zweifel, Ginette Laurin und ihre Compagnie O Vertigo arbeiten auf einem bühnentechnisch hohen und aufwändigen Niveau, und diese Technik macht das choreografische Thema der Körperfunktionen wie Herzschlag oder Atem auch immer wieder sicht- und hörbar. Die Musik treibt die Tänzer an. In den rasanten Sequenzen hört man förmlich den rasenden, in den ruhigen Passagen den aussetzende Herzschlag,.
Das Thema nach den Körperfunktionen ist immer auch eine Frage von Leben und Tod. Allerdings sind es nur wenige Szenen, in denen die optische und akustische Eindringlichkeit kinetisch erreicht wird - etwa wenn einige TänzerInnen bewegungslos auf der Bühne liegen und von den KollegInnen manipuliert werden. An anderen Stellen ist hier ist eine Herzmassage erkennbar, dort wird durch ein Stethoskop scheinbar der Herzschlag einer Tänzerin, eines Tänzers akustisch eingeblendet.
Doch im Großteil der Choreografie ist das Bewegungsmaterial beliebig und bleibt Antworten schuldig auf die Frage, die Laurin mit diesem Stück stellen wollte, nämlich „welche Emotionen mit den elementaren Funktionen des Körpers ... in Verbindung stehen“. Denn die Bilder und Aktionen rollen vor den Augen der ZuschauerInnen ab, ohne die Herzen zu berühren.
O Vertigo "Onde de choc", 4. März 2011 im Tanzquartier Wien