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wolfboysDas Horror-Genre wurde und wird in Hollywood, vor allem in B-Movies, genüsslich ausgeschlachtet. norton.commander.productions haben nun einen Querschnitt cineastischer Gräuel für die Bühne adaptiert: „The Wolf Boys. Eine Horror-Musik-Film-Performance“.

Die trashig-bizzare Klamauk-Show bedient sich freigiebig aus dem Horror-Fundus mit Vampiren, Werwölfen, Faschingsmasken und fliegenden Fledermäusen. Etwa 100 Minuten lang spielen und singen sich die Schauspieler Otmar Wagner und Ole Wulfers, ständig in andere Rollen und Kostüme schlüpfend, sowie der Musiker Nikolaus Woernle durch das Genre.

Sarkasmus, Ironie und Absurdität prägen die Performance auf der mit reichlich Blut bespritzten Bühne. Die post-punk Liedtexte sind inhaltsschwer und nichtssagend gleichermaßen. Die zitierten gelehrten Texte unter anderen. von heinrich Heine und Gottffried Benn) verströmen Pathos. Der wird mit dem auf Stummfilm getrimmten Film „Car-Ali, le vampire“ köstlich auf die Spitze getrieben, in dem ein moslemischer Vampir eine Ehefrau entführt, von dessen Mann erschossen wird und diesen - wiederauferstanden – zum fröhlichen Vampir macht.

Am Ende wird der Horror real, wenn sich einer der Schauspieler Blut aus der Ader zieht, es unter effektvoller Beleuchtung mit Wasser verdünnt und danach trinkt. Dann knattert die ultimative Vernichtungsmaschine Kreissäge auf der Bühne, alle starren darauf und sie verströmt stinkendes Benzin – nun leiden auch die Zuschauer real.

Szene um Szene wird das Horrorkabinett erweitert, auch (tages-)politische Bezüge zu Faschismus, Islamophobie und Kindesmissbrauch sind eingestreut. Eine Stunde dieser Aneinanderreihung hätte völlig gereicht. Denn nichts wird entwickelt oder vertieft, es poltert an der Oberfläche dahin – und geht daher auch nicht unter die Haut.

Die Produktion des Regieduos Harriet und Peter Meining aus Dresden, wurde im letzten Jahr mit dem Hauptpreis des neu gegründeten George-Tabori-Preises ausgezeichnet. Das weckt Erwartungen, die nicht eingelöst werden.

„Eigentlich finde ich sie ja niedlich“, meinte meine Begleitung, und wurde mit der Abschiedsfloskel bestätigt: „Angenehmen Feierabend“ wünschten die Darsteller dem Publikum.

norton.commander.productions: „The Wolf Boys“, 14. Jänner 2010 im WUK