Roman Lazik im Dauereinsatz
Romeo und Julia, Wiener Staatsoper, 27.01. und 06.02.2010
Roman Lazik als Romeo mit Maria Yakovleva als Julia - ein elegantes Paar, doch der Funke will nicht so recht überspringen. Sie, ein anfangs tändelnde, fröhliches Kind, später eine etwas exaltierte Liebende; er, ein eher schüchterner Verehrer, den die Leidenschaft nicht so richtig packt. Beide als Paar, technisch einwandfrei aber leblos. So kassiert Denys Cherevychko in seiner Paraderolle als Mercutio den Hauptanteil des bei John Crankos Klassiker (Ausstattung: Jürgen Rose, Musik: Sergej Prokofjew) unabdingbaren Applauses. Mercutios Pendant, Marcin Dempc als Benvolio (in beiden Vorstellungen), hat gegen den quirligen, mitunter outrierenden Cherevychko wenig Chance sein Talent zu zeigen.
Für die zweite Serie des fünfteiligen Blocks der Shakespeare-Choreografie war Mihail Sosnovschi als Romeo vorgesehen. Eine Bronchitis verhinderte seinen Auftritt und so war Lazik auch der Partner von Irina Tsymbal. Das war gut so, entspricht doch Tsymbal in ihrer sehr sorgfältigen Rollenauffassung eher Laziks Temperament. Tsymbals Julia ist eine unprätentiöse junge Dame, nicht himmelhoch jauchzend, eher innig liebend und den kommende Schmerz bereits ahnend. Eine herbe, in sich gekehrte Julia, die in der Balkonszene noch schüchtern und ängstlich wirkt und erst nach der Hochzeitsnacht tanzend ganz aus sich herausgeht. Tsymbal hat ihre Technik verfeinert und kann besonders im Pas de Poisson mit schneller Drehung des Körpers frappieren. Beide großen Pas des deux gestaltet das Paar fließend und harmonisch, wenn auch Tsymbal im ersten Akt noch etwas steif im Rücken ist.
Mit ausgelassener Fröhlichkeit und rasanten Fechtszenen kann das gut präparierte Corps (vor allem der männliche Teil) ergötzen. In der ersten Aufführung gestaltet Shane A. Wuerthner den Faschingskönig mit viel Witz und bestechender Akrobatik. Den Tybalt versteht wohl nur Eno Peci ein menschliches Gesicht zu geben. Sowohl Gregor Hatala (Debüt am 27.1.) als auch Kirill Kourlaev spielen einen hölzernen Prinzen, der den Degen auch im Schlaf nicht ablegt. Erst im Todeskampf zeigt Kourlaev, dass auch Tabylt aus Fleisch und Blut ist. Weder Andrej Teterin noch Alexandru Tcacenco können der zugegeben undankbaren Rolle des Grafen Paris Leben einhauchen.
Maria Yakovleva ist eine makellose Julia, verspielt am Anfang, hochdramatisch am Ende, doch im Pas de deux mit Roman Lazik will die Liebe nicht so recht erblühen. Die zurückhaltende Irina Tsymbal passt besser zu seinem Romeo und so ergibt diese zweite Aufführung (übrigens die 152. an der Staatsoper) auch ein vorteilhafteres Bild im unnachahmlichen Rahmen der Cranko-Choreografie.