Ein Schaf blökt, alle Schafe blöken. Alle Schafe sind weiß, aber nicht alle Schafe sind nett. Und der Wolf will auch mal schmusen. Mit „Harald, das wilde Schaf“ unterhält und bezaubert „TWOF2 + dascollectiv“ im Dschungel Wien eine Stunde lang Volksschulkinder und Erwachsene.
Das Schaf (Giovanni Jussi) hat zwar weiße Wolle, will aber nicht immer im Schafspelz stecken, sondern auch so richtig wild sein. „Ich möchte ein Rock Star sein“ orgelt es begeistert und schlägt die Elektrogitarre. Der Wolf (Maria Spanring) heißt Ludmilla, das reimt sich schön auf Killer, doch kriminell, nein kriminell ist er nicht. Mitunter bekommt er zwar Lust, das Schaf zu fressen, dann aber umarmt er es doch wieder und vertrauensvoll schmiegt das wollige Schaf den Kopf an des Wolfes Schulter und macht große Schlafaugen. Schlafen übrigens, fällt Harald ziemlich schwer, nicht nur weil ein unruhiger Geist in ihm wohnt, sondern auch weil er mit seinen vier Beinen nur schwer zurecht kommt. Strecken oder beugen, das ist hier die Frage.
Auch einen Erzähler (Christof Spanring) braucht die Geschichte, doch der erzählt keine Handlung, sondern macht dem Publikum klar, dass Klischees oft ganz falsch sind und Wölfe schafsdumm, Schafe aber wolfswild sein können / wollen / dürfen.
TWOF2 (tu of tu) hält sich an keine Spartenschublade, es wird gesungen und gesummt, geturnt und getanzt, improvisiert und ironisiert, fantasiert und fabuliert und mit vollem Körpereinsatz zum fröhlichen Nachdenken angeregt. Die drei Darsteller haben sichtlich ebenso viel Freude am Raufen und Lärmen und auch dem zärtlichen Beieinander von Wolf und Schaf, wie das Publikum aller Altersstufen.
Georg Blaschke hat bei dieser Performance liebevoll und kompetent Regie geführt, sodass Gesang und Akrobatik und Tanz und die zugrunde liegende Philosophie („Theater zu erzählen, das für Menschen unterschiedlicher Kulturen und Altersstufen zugänglich ist“) nahtlos ineinanderfließen Schon wegen des wilden Rockstars im Schafspelz.
Harald, das wilde Schaf, 6. November 2010, Dschungel Wien.
Nächste Vorstellungen: Mi. 12. Jän. 14.30 | Do. 13. Jän. 10.30 | Fr. 14. Jän. 10 + 14.30 | Sa. 15. Jän. 16.30 | So. 16. Jän. 16.30 Uhr