Aufgabenstellung der architektonischen Versuchsanordnung für drei Körper war laut Programmtext, „ein Spannungsfeld körperlicher Interaktionen im Grenzbereich von Tanz und Installation“ aufzubauen. Mit hoher Konzentration und einem guten Verhältnis zum Raum gelingt den AkteurInnen Heide Kinzelhofer, Petr Ochvat und Georg Blaschke eine präzise gearbeitete und stimmungsvolle Performance.
Ganz bei sich ist zunächst Kinzelhofer, die im violetten T-Shirt und funktionaler Hose (wie alle drei Performer) ihre eigene Bewegungsstruktur erprobt. Im Projektraum, einem stimmigen Saal mit Fenstern zum WUK-Hof, ist eine gute Spannung wahrnehmbar, untermalt von an die Fensterscheiben klopfenden Regentropfen. Gerade als man denkt, wie gut dieses Geräusch zu Kinzelhofers Tanz passt, bemerkt man, dass es sich gar nicht um den Aprilregen handelt, sondern vom Band kommt.
Es ist ein knisternder Sound (Ulrich Troyer), der immer stärker wird und zu dem sich ein weiterer Akteur, Petr Ochvat gesellt. Aus dem Solo Kinzelhofers wird ein verschlungenes Duo, sich anziehend, haltend, wieder abstoßend. Der Rhythmus dieser Konstellation wird gestört, als der dritte Akteur (Georg Blaschke) eingreift und die Formation sich als dreiteiliges Körpergebilde durch den Raum bewegt.
Die gefundenen Bilder haben ihre eigene Logik und sind mitunter witzig anzusehen, auch artistisch. Interessant, wie sich die Körper aus scheinbar unmanövrierbar gewordenen Positionen wieder herauslösen. Strukturgebend ist auch das grüne Licht (Peter Thalhamer), und nach einer Weile zerfällt das Trio wieder durch Kinzelhofers Abgang in ein Duo zweier Männer. Eroberte Positionen gehen wieder verloren - a loss.
Insgesamt eine gute Performance, deren kleiner Nachteil die Aufführungslänge ist. Ein früheres Ende wäre dem kunstvoll aufgebauten Spannungsbogen zuträglicher gewesen.
Zweiter Teil des Doppelabends war die Präsentation des Films „Literary Squabbles“ von Georg Blaschke und Daniel Zimmermann. Untertitel: „Zwei Männer erinnern sich an die Zentralperspektive“. Der knapp halbstündige Film läßt den cineastisch geschulten Blick der beiden Regisseure und Akteure erkennen, denn so manche Sequenz, etwa die einer während der Fahrt aufgenommenen Häuserzeile, könnte auch aus einem Werk von Jean Luc Godard oder Jean Marie Straub und Daniele Huillet stammen.
Ganz so lustig, wie ihn das heftig lachende Premierenpublikum wohl empfunden haben mag, ist der in Polen gedrehte Film zwar nicht, aber dafür durch Aktion und Schnittführung eine passable Ergänzung des architektonischen Gestus, der auch Blaschkes Tanzarbeit bestimmt.
Georg Blaschke: In Case Of Loss, WUK/Projektraum, 15.04.2010.