48 Artisten, und – mit eigenen Köchen, Technikern, Tischlern und Physiotherapeuten – insgesamt 118 Menschen reisen derzeit in 78 Trucks durch Europa. Zur Zeit begeistert der Cirque du Soleil mit „Totem“ das Publikum in Wien. Robert Lepage inszenierte eine bombastische, einfallsreiche, übertechnische Bühnenshow, in der er die unglaubliche Menschheitsgeschichte vom Amphibium bis zum Flug ins All beschreibt.
Ein riesiger Schildkrötenpanzer, unter dem es wallt und rumort, entpuppt sich bald als raffiniertes Trampolin- und Reckgerüst, auf dem Artisten, die an farbige Amphibien erinnern, umherwirbeln.
Man begegnet so manchen Charakteren - etwa dem Fährtensucher oder dem alten Mann, der Darwin sein könnte.
Zwei Männer im Froschanzug schwingen von Reck zu Reck, verfehlen ihr Ziel nie und kreisen manchmal sogar auf derselben Stange umeinander.
Atemberaubend, wie sich da ein Artistenpaar auf dem Trapez in schwindelnder Höhe zu Live-Gesang umgarnt und umschlingt, während zugleich jeder der beiden seinen Platz auf dem kleinen Gerät zu behaupten versucht.
Momente wie diese reihen sich bei der zweistündigen Show nahezu nahtlos aneinander. Fast genauso beeindruckend sind die aufwändigen Bühnenbilder und die Technik, die die Kunststücke erst möglich machen. So ist eine Hydraulikrampe Teil des Sets, die sich wahlweise in das Boot eines lustigen, machohaften italienischen Clowns verwandeln oder Frösche gebären kann.
Akrobatisch überzeugt „Totem“ auf ganzer Linie. Und in ihren Bann zieht die Show dank traumhafter visueller Effekte ebenso.
Am Ende werden bunte Menschen mit Astronautenhelmen – von biegbaren Balken katapultiert – durch die Luft fliegen. Ihre Kostüme sollen an die Muster „verlorener südamerikanischer Zivilisationen“ erinnern.
Es bleibt jeder Akt in sich geschlossen, und aneinandergereiht sinnbefreit, aber das ist völlig unwichtig. Cirque du Soleil entführt auch diesmal in die ihm eigene Welt voller Magie und Wunder.
Cirque du Soleil „Totem“ im Zelt bei Neu Marx. Gesehene Vorstellung: 5.April 2019. Cirque du soleil gastiert noch bis 22. April in Wien
PS in eigener Sache: Wir sind sehr stolz, dass unsere liebe und geschätzte Kollegin Andrea Hein ihren ersten Artikel nach krankheitsbedingter, längerer Abwesenheit, für tanz.at verfasst hat. Andrea ist nicht nur eine brillante Kulturkritikerin (unter anderem auch für die Kärntner Krone), sondern auch als künstlerische Leiterin des CCB Bleiburg /Pliberk eine wichtige Impulsgeberin für den Tanz in Kärnten. Das tanz.at Team wünscht ihr alles Gute für die weitere Genesung.