Mit einem visuellen Feuerwerk wurden die Wiener Festwochen am Rathausplatz eröffnet. Neben Highlights der heimischen Popmusik, etwa mit den Techno-Meistern Kruder & Dorfmeister, steuerte Liquid Loft eine farbenfrohe, sinnliche Intervention bei, die sich stimmig in die eindrucksvollen Visuals von „hand mit auge“ einfügte. David Schalko führte Regie bei dem High-Tech Spektakel „Last Day on Earth“, das rund 50.000 Besucher anlockte. Dagegen nahm sich die Eröffnungsproduktion „Tumulus“ geradezu wie ein Unterstatement aus.
Doch was der französische Choreograf François Chaignaud und der musikalische Leiter Geoffroy Jourdain sich vorgenommen haben, wurde erfüllt. Sie wollten die Grenzen zwischen Gesang und Tanz aufheben und das ist ihnen mit einem Ensemble gelungen, dessen Mitglieder in beiden Künsten liefern können. Zu den sakralen Musikstücken aus dem Spätmittelalter bewegen sich die Sänger*innen / Tänzer*innen einmal als Gruppe, dann wieder in Linie oder in losen Clustern. Dazwischen die „Musik für das Ende“ von Claude Vivier (1948-1983), fragmentiert, atonal, mit Klängen experimentierend.
Das Bühnenbild (Matieu Lorry Dupuy), eine Art Hügel, wird einmal umrundet, dann wieder erklommen, die Abhänge werden zu Rutschen und über einen frontalen Eingang und einen für das Publikum unsichtbarer Ausgang durchqueren die Performer*innen den Berg. So bleibt das Bühnengeschehen immer in Bewegung.
Mit einer Vielzahl von wandelbaren Kostümen und Hüten (Romain Brau) und unter der stimmungsvollen Lichtregie von Phillippe Galdieux und Anthony Merlaud defilieren die Darsteller*innen wie in einem Traum vor unserem Auge: Von der Musik zusammengehalten, aber dennoch unbestimmt, ziellos, zurückgenommen, surreal und überaus poetisch.
Eröffnung Wiener Festwochen am 13. Mai am Wiener Rathausplatz, François Chaignaud, Geoffroy Jourdan: "Tumulus" am 15.Mai in der Halle E, MQ