Es ist ein zartes Netz des Zwischenmenschlichen, das die beiden Artistinnen Ruth Biller und Melanie Möhrl auf der Bühne zu weben verstehen: mit Ernst und Charme, mit Melancholie und Poesie, Temperament und Kreativität; verwurzelt in spartenübergreifenden Techniken, anzusiedeln in der Welt des Cirque nouveau.
Tänzerisch-artistisch erzählen sie nonverbal von der Begegnung zweier Menschen, von ihrem Zueinanderfinden, ihrem alltäglichen Miteinander. Keine großen Ereignisse sind es, die in dieser gut einstündigen Performance veranschaulicht und analysiert werden. Vielmehr sind es die unzähligen kleinen Szenen, die ihre Welt und letztlich auch die große ausmachen, sie ermöglichen oder behindern: die der Kommunikation, einer funktionierenden oder aber eben gestörten.
Zu sehen ist ein gleichermaßen zauberhaftes wie natürliches In-Bewegung-Sein der beiden Künstlerinnen so wie ein sehr präsentes Im-Fluss-Sein der wenigen Objekte, derer sie sich bedienen: zweier Zahnbürsten und einiger Bälle für Formen der solistischen und dualen Jonglage, wie sie derart eigenständig choreografiert noch kaum je zu sehen waren. Und dies gilt sogar noch markanter für das, was sie mit vier Tischbeinen jonglierend zu kreieren vermögen: nämlich einem damit und derart präsentierten metaphorischen Balanceakt zweier, die sich wiederfinden: auf einer Gratwanderung, im harmonischen Zusammenspiel Dank Vertrauen und ungeteilter Aufmerksamkeit füreinander.
Und dann ist da noch eine Miniatur-Gitarre, die einen wunderbaren roten Faden zieht. Vielfältig und vielschichtig eingesetzt auch sie: im fantasiereich ausprobierten gemeinsamen musikalischen Spiel oder aber in der Rolle eines Kommunikators, der dort, wo Worte fehlen, mit Tönen Verbindung schafft.
Das, was die beiden mit ihren Körpern vermitteln, ist – bei allem dahinterstehenden Können - nicht so sehr spektakulär als im Kleinen, Feinen durchdacht und gemeint, arrangiert und kombiniert: tiefgründig humorvoll und unterhaltsam im allerbesten Sinne; vielsagend in den Gesten, vielschichtigst in ihrer Mimik.
Es ist eine hochenergetische, zärtlich-sinnliche Dynamik, die hier unaufgeregt zutiefst Menschliches erkennen und das eine oder andere vielleicht auch begreifen lässt.
Ruth Biller gründete „Momomento – narrative Zirkuskunst“, um in diesem Rahmen seit 2016 zeitgenössischen Zirkus, also Artistik, Schauspiel und Tanz als Gesamtkunstwerk, einem erwachsenen und jungen Publikum präsentieren zu können Die darstellenden KünstlerInnen der Compagnie sind sowohl in dieser wie auch freischaffend solistisch tätig.
Compagnie Momomento: “In Your Face” am 18. März 2022, Theater am Lend, Graz