Dem Thema „Rettung“ nahm sich Silke Grabinger in ihrer neuen Show an, die nun im Dschungel Wien-Premiere hatte. Das akrobatische Tanztheater Silk Fluegge (so das Label unter dem Grabinger Produktionen für ein jugendliches Publikum realisiert) kam nach anfänglich solidarischen Aktionen bald zu dem Schluss, dass Rettung nicht immer möglich oder gewünscht ist. Rettungsversuche, Hilfeverweigerung und das Scheitern von Rettungsaktionen sind Inhalt der Szenencollage.
Das Ende Oktober in Linz uraufgeführte Stück nimmt in der TV-Serie „Baywatch“ seinen Anfang. Die vier Darsteller (Michaela Hulvejová, Fabian Janicek, Matej Kubuš und Jerca Rožnik Novak) sind wie Rettungsschwimmer mit Badeanzügen, Luftboards und Seilen ausgerüstet, eine Plastikfolie wird Meer-gerecht von einem Ventilator in Wellen versetzt. Akrobatische Stunts eignen sich für das Thema bestens, und so baut Grabinger ihre „Performance über die (Un-)Möglichkeit der Rettung“ auf Bodenakrobatik und Übungen mit dem Vertikaltuch auf. Das Baumeln, Drehen, Fallen, Klettern, Wickeln und Schaukeln allein signalisiert Gefahr, scheint sie herauszufordern.
Die Szenencollage ist in lockerer Folge aufgebaut und lässt auch Platz für eine Portion Klamauk, etwa wenn Jerca Rožnik Novak im Klettertuch sitzt und von ihrem Kollegen Fabian Janicek wild geschaukelt wird. Dabei kracht sie immer wieder in eine Installation aus Schwimmbehelfen. Darin eingepackt ist Matej Kubuš, der mit dem Luftmatratzenmonster über die Bühne torkelt. Danach wird es ernster. Rožnik Novak spricht von den Grenzen der Hilfsbereitschaft. Janicek bleibt allein auf der Bühne zurück und ruft vergebens um Hilfe. Rožnik Novak zieht eine Grenze, und verwehrt den anderen den Übertritt – und scheitert dabei kläglich. Einer ertrinkt trotz aller Rettungsversuche der anderen vor ihren Augen im tosenden Meer (ein Riesen-Luftkissen). Noch einmal klettert er in die Höhe, bevor er endgültig in die Wogen abtaucht …
Mit der einfachen und wirkungsvollen Ausstattung von Johannes Steininger (der auch für die Musik verantwortlich zeichnet) ist SILK Fluegge ein kurzweiliges Stück gelungen, in dem sich das Publikum ab 16 in den Referenzen zu biografischen und gesellschaftlichen Themen leicht wieder erkennt.
SILK Fluegge „Rescue“, Wien-Premiere am 22. November im Dschungel Wien. Weitere Vorstellungen am 23. und 24. November 2016