Fyodor Pavlov-Andreevichs Karussell ist eine Welt, die sich dreht - aber nur, wenn Freiwillige aus dem Publikum kräftig in die Pedale treten. Was „Fyodor`s Performance Carousel“ antreibt, ist menschliche Aktivität. Die performative Installation fordert zuerst eine Portion Eigenaktivität, ehe Sinnstiftendes erfahrbar werden kann. Gespräche sind dabei Schlüssel, die Türen öffnen.
In acht Kammern hausen fünf Künstler und vier Künstlerinnen. Täglich fünf Stunden verrichten sie dort ihren Geschäfte, während Festwochenbesucher kommen und gehen. Erst wenn man wagt, die Schwelle zu überschreiten und selbst in die Welt auf der drehenden Scheibe einzutreten, erhält man wirklich Einblick. Als Zaungast erhascht man wenig vom Wesentlichen. In den Kammern gibt es manches, das kommunikativ oder interaktiv erschlossen werden will: Ein unter einem Erdhaufen begrabener Körper, an ein medizinisches Gerät angeschlossen, reagiert auf Tastendruck (Sebastian Alvarez mit „The Cycle of Life“). Streicht man mit den Händen über eine hautfarbene elastische Latexwand (Anna Vasof mit „Stressed Embryo“), wird man von einem „Baby“ mit einem Turnschuh getreten. Zum subversiven Gesellschaftsspiel lädt Alexander Felch, er möchte das Karussell zum Stillstand bringen.
Die Stationen beschäftigen sich allesamt assoziativ mit dem Thema Schwangerschaft, allerdings selten wörtlich gemeint. Zu Andrés Knobs tritt man in die Kammer zu intimem Austausch – zum Zweiergespräch – über Fragen nach dem Lebensantrieb, nach Ideen oder Zielen mit denen man „schwanger“ geht. Die Performance spielt auch mit der Idee einer „Peep Show“. Vor einer Wand sind Zuschauer geladen, mittels Camera obscura den Austausch zu verfolgen. Fyodor Pavlov-Andreevichs Beitrag „You cannot hide this, or the Blue Jeans“ ist ein Kammerspiel der besonderen Art: Aus fünf verschiedenen Hosenlätzen soll der des Künstlers ertastet werden. Zuerst sehr zaghaft, dann immer prüfender packen die Herren und Damen herzhaft zu, der Künstler allerdings ist schwer zu finden.
„Fyodor`s Performance Carousel“ erfordert Aktivität, passive Beobachter bleiben im wörtlichen Sinne „draußen“ und können nur sehr wenig – die oft schlichte Oberfläche -erfassen. Wer aber einsteigt, lernt durch Interaktion sich selbst und andere ein Stück besser kennen und hat danach, im besten Fall, interessante Begegnungen erlebt.
Fyodor Pavlov-Andreevich „Fyodor`s Performance Carousel“ Wiener Edition im Rahmen der Wiener Festwochen, Festwochen-Zentrum im Künstlerhaus, weitere Vorstellungen am 20. bis 22. Mai 2016