Erfolgsautor Dimitré Dinev lieferte das Libretto über Korruption, Machtgier und Eitelkeit, das in einer Oper zu vertonen zwei Komponisten beauftragt wurden. In einer Koproduktion von netzzeit und Wien Modern erging der Zuschlag an Manuela Kerer und Arturo Fuentes, die sich die 14 Szenen nach einem logischen Schlüssel aufteilten.
Dimitré Dinev ist ein Autor, der auf Humor setzt, denn: „Man läuft im Leben ja auf eine große Katastrophe hin, die der Sterblichkeit. Das kann man mit Humor nehmen oder verzweifeln. Für mich ist es der Humor“, sagt er. In „Whatever Works“ schicken die UNO-Hochkommissarin für Katastrophenhilfe, eine kettenrauchende Desperado-Lady (Shira Karmon), und eine zynische, versoffene und machtgeile Ministerin (Sarah Maria Sun) drei Staatslimousinen mit Hilfsgütern aus. Die gelieferte Winterausrüstung landet im tropischen Süden, da die Autos die Straßenverhältnisse im Norden nicht überstehen würden. Katastrophen gibt es sowieso überall. Wie es zu diesem Deal zwischen den zwei Frauen kommt, ist ein Erzählstrang, für den Arturo Fuentes die Musik schrieb. Parallel dazu läuft die Geschichte von der Fahrt der Autos zum Ziel, doch bevor sie dieses erreichen, werden die drei Fahrer von Piraten gekidnappt. Das Schicksal der Fahrer wird von Manuela Kerer musikalisch übersetzt.
Das Ergebnis ist eine Nummernrevue der Gegensätze. Karners spröde, brüchige Klänge und lautmalerische Verzerrungen stehen den opulenten Kompositionen Fuentes gegenüber, der – teilweise elektronisch eingespielte – Popsongs (und eine Arie aus Carmen) bearbeitet, adaptiert, neu arrangiert, in Arien verwandelt, sie aber nie verleugnet. Teilweise lässt Fuentes die Sängerinnen auch Dinevs Text einfach rezitieren. Die musikalische Unterschiedlichkeit macht dramaturgisch Sinn, aber er erscheint auch forciert „experimentell“. PHACE unter der Leitung von Simeon Pironkoff zeigt sich dabei jedenfalls als vielseitiges Ensemble.
Michael Scheidl hat "Whatever Works" als Comic-Revue in Szene gesetzt, die darauf aus zu sein scheint, das Libretto an Witz zu überbieten. Die technischen Möglichkeiten – etwa die Verdoppelung der Personen über einen Bildschirm oder die Einblendung einer fahrenden Straße auf einer Leinwand vor den Fahrern – wirken eher bemüht als durchdacht. Da wäre mehr drin gewesen.
Das ist allerdings auch bei Dinevs Text der Fall, der angesichts der Thematik viel zu harmlos daherkommt. Auch einige der Witze, etwa der von Hämorrhoiden geplagte Fahrer, wären durchaus entbehrlich gewesen – das schrammt knapp an Schenkel klopfender Lustigkeit vorbei. „Whatever Works“ wird zu einer anspruchslosen Unterhaltung, die den politischen Ausgangspunkt eher verniedlicht als aufdeckt.
„Whatever Works“, Lilbretto: Dimitré Dinev, Musik: Arturo Fuentes, Manuela Kerer. Uraufführung am 7. November im Rabenhof Theater im Rahmen von Wien Modern. Letzte Vorstellung am 12. November 2015.